Von Freya Margarethe Baier

Geesthacht.
"Ich weiß, dass wir in kurzer Zeit die Meinung geändert haben." So begann die SPD-Fraktionsvorsitzende Kathrin Wagner-Bockey ihre Rede für den Antrag zur Weiterentwicklung von Finkenweg-Nord während der Ratsversammlung. Noch vor drei Monaten sprachen sich die Sozialdemokraten gegen eine Erschließung im Norden der Stadt aus.

Doch nun erfolgte kürzlich die Kehrtwende. "Ich schäme mich nicht dafür", sagte Wagner-Bockey. Die Welt habe sich in den vergangenen Wochen rasant verändert. Es gebe eine große Völkerwanderung. "Die Politik muss sich anpassen. Wir brauchen dringend Wohnraum."

Gegenwind bekam die SPD von Egon Bargisen (Die Linke) und vor allem von den Grünen. Ali Demirhan (Fraktionschef der Grünen) kritisierte, dass im Finkenweg-Nord keine Flüchtlinge wohnen würden. "Daher kann ich nachvollziehen, dass die SPD umgekippt ist", so Demirhan. Das Argument der Sozialdemokraten, dass eine Erschließung von Besenhorst zu lange dauern würde, verstehe er nicht, denn: "Besenhorst hat einen Bebauungsplan." Die Stadt würde gerne dort bauen, aber ein Landwirt ist nicht bereit, die Flächen zu verkaufen.

Demirhan vertiefte seine Kritik: Die SPD mache sich mit ihrem Meinungswechsel unglaubwürdig, der Antrag sei irrsinnig. "Die Gründe haben sich nicht geändert wie die hohen Entwicklungskosten." Außerdem müsse im Finkenweg-Nord über eine öffentliche Busanbindung, Kita und Feuerwehr nachgedacht werden.

CDU und FDP begrüßten den Richtungswechsel der SPD. Allerdings hatte Thomas Markwart (CDU) Bedenken mit Antragspunkt Nummer vier. Dort heißt es: "Die Ratsversammlung beauftragt die Verwaltung der Stadt Geesthacht, eine Richtlinie zur Vergabe von städtischen Baugrundstücken vorzubereiten." Die SPD möchte, dass Geesthachter in dem Neubaugebiet bevorzugt behandelt werden und eher einen Bauplatz bekommen sollen. "Wer eingrenzt, grenzt auch aus. Wir brauchen den Zuwachs auch aus Hamburg", sagte Markwart.

Mit 27 Ja- und zehn Neinstimmen, davon eine aus der SPD-Fraktion, stimmte die Ratsversammlung dem SPD-Antrag zu, Finkenweg-Nord als Baugebiet weiterzuentwickeln.