Von Gabriele Kasdorff

Geesthacht.
Selbstüberschätzung bei der Generation 50 plus, das Ignorieren von Warnungen, mangelnde Schwimmfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen: Das sind besorgniserregende Fakten, die Jahr für Jahr zu tödlichen Badeunfällen in deutschen Gewässern führen. Hans-Dieter Struck, Bezirksleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, nennt eine besorgniserregende Zahl: "Etwa 60 Prozent der Viertklässler in unserem Bereich können nicht schwimmen."

Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 392 Badeunfall-Tote (54 weniger als 2013), von denen 26 in Schleswig-Holstein starben. 137 Personen ertranken in Seen und Teichen, 134 in Flüssen, im Meer 34 und in Kanälen 20, die restlichen Verunglückten kamen in Pools, Schwimmbädern und anderen Wasserorten um. Die Statistik besagt, dass viermal so viel Männer wie Frauen tödlich verunglücken.

Heiko Mählmann (50), Präsident des Landesverbandes der DLRG, zu dem auch der Bezirk DRLG Oberelbe gehört, und dessen Leiter Struck (66) sehen vor dem Hintergrund dieser Zahlen ihre dringlichste Aufgabe darin, Retter auszubilden und Kindern das Schwimmen beizubringen. Denn 39 Todesopfer aus der Vorjahresstatistik waren noch im Kindes- oder Jugendalter. Struck betont: "Das Seepferdchen-Abzeichen führt zur Selbstüberschätzung. Schwimmer ist man erst mit Freischwimmer."

Präsident Mählmann liegt die Anfängerausbildung ebenfalls am Herzen. Seinen Angaben zufolge sind etwa 40 Prozent der Viertklässler im Landesverband keine sicheren Schwimmer: "Das ist ein Grund, weswegen wir die Initiative ,Ab ins Wasser, aber sicher' mit den Hamburger Kitas ins Leben gerufen haben. Denn Schwimmen ist ein Grundrecht für ein Kind." Kooperationen mit der Stadt Hamburg und Bäderland machen sowohl kostenlosen Schwimmunterricht in den Kitas als auch bei den Drittklässlern möglich. Des Weiteren strebt Mählmann eine koordinierte Wasserrettung auf der Alster an und die weiter verbesserte Schwimmausbildung im gesamten Landesverband Hamburg, zu dem auch Geesthacht und Lauenburg mit seinem Bezirksverein Oberelbe gehört.

Zu den Risiken des Badens in der Elbe sagt Mählmann: "Die Elbe ist im Bezirk Oberelbe eine Binnenschifffahrtsstraße. Schwimmern droht Gefahr durch die Berufsschiffer, die ihre Schiffe nicht unmittelbar stoppen können."

Um über Gefahren aufzuklären und den Rettungsdienst zu erweitern, werden Ehrenamtliche gesucht. Struck: "Wir wünschen uns weitere Ausbilder und suchen Spender, die Patenschaften übernehmen. Mein Ziel ist außerdem ein Bootssteg in Geesthacht, um in Not Geratenen schneller zu helfen."