Von Kim Nadine Müller

Geesthacht.
Warum pendeln so viele qualifizierte Arbeitnehmer nach Hamburg, arbeiten nicht vor Ort? Das ist eine Frage, die Geesthachts Industrieunternehmer umtreibt. "Wir sind oft Monate auf der Suche nach jungen, gut ausgebildeten Leuten", sagt Joachim Wilczek, Gründer von CTS im Gewerbegebiet Mercatorstraße. Gerade gut ausgebildete Monteure und Mitarbeiter für technischen Vertrieb seien schwer zu finden. "Unser Produkt ist speziell und individuell anpassbar, daher brauchen wir auch im Vertrieb Leute mit gutem technischen Verständnis", ergänzt CTS-Juniorchef Philipp Wilczek. "Den Rest bilden wir selbst aus."

Das Unternehmen entwickelt, fertigt und montiert Produkte aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Es beschäftigt 50 Mitarbeiter am Standort und hat erst kürzlich ein neues Verwaltungsgebäude eingeweiht.

Technische Konfektionäre sind schwer zu finden

Wilczeks neuer Nachbar, Ralf Bäumer, Geschäftsführer bei Ammeraal Beltech, kennt die Personalprobleme ebenfalls. Er beschäftigt in Geesthacht 90 Mitarbeiter. Das Unternehmen stellt Transportbänder her. "Die Tätigkeit des Technischen Konfektionärs ist speziell, deshalb bilden wir gern selbst aus. Gerade befinden wir uns in einem Generationenumbruch und werden bald Nachwuchs brauchen." Auch Quereinsteiger sind bei Bäumer gern gesehen: "Wir haben gerade einen Segelmacher eingestellt. Der passt gut zu unserem Tätigkeitsfeld."

Um Arbeitskräfte aus der Region zu gewinnen, haben sich die Unternehmer entschlossen, sich gemeinsam mit weiteren Firmen aus dem Gewerbegebiet auf der Messe "Schaufenster Geesthacht" am 5. und 6. September zu präsentieren. Jürgen Wirobski, Chef der Wirtschaftlichen Vereinigung in Geesthacht, begrüßt diesen Schritt: "Wir müssen hier in Geesthacht bei Arbeitnehmern mit der Nähe zum Wohnort punkten. Schließlich wohnt man bei uns günstiger und grüner als in Hamburg." Die Schaffung gemeinsamer Betriebskindergärten gehöre erneut auf die Agenda, fordert Wirobski: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei heute für Mütter wie auch Väter ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des jeweiligen Arbeitgebers.

Aus Unternehmersicht hat sich Geesthacht als Standort bewährt. "Wir haben kurze Wege im Austausch mit der Politik und der Stadt. Durch den Anschluss ans Glasfasernetz kann man von hier aus global agieren. Und es ist günstiger hier und für unsere Kunden ist es egal, ob wir hier oder in der City von Hamburg sitzen", fasst Philipp Wilczek, Juniorchef bei CTS, zusammen.

Investitionen in die Infrastruktur

Einzig Investitionen in die Infrastruktur wären wünschenswert - sowohl für die Firmen als auch die Arbeitnehmer. Stichworte: Umgehungsstraße und Busanbindung. "Allein zu uns fahren täglich acht Lkw, die Produkte abholen oder Neuware anliefern. Und wir sind nicht die einzigen hier oben", sagt Wilczek. Andere Unternehmen wie etwa Van Merhagen + Seeger, die mit Hygiene-, Gastronomie- und Medizinartikeln handeln, haben einen eigenen Fuhrpark von allein schon zehn Lkw. "Deshalb ist die Umgehungsstraße so wichtig, damit die Laster nicht immer durch Geesthacht fahren müssen oder sogar die Abkürzung über den Heidberg nehmen."

Für die Arbeitnehmer von CTS und Co. wäre zudem eine Busanbindung des Mercatorrings sinnvoll, meint Jürgen Wirobski. Der WVG-Vorsitzende selbst möchte das Image des Standortes durch eine bessere Vernetzung vieler Wirtschaftsverbände in der Region stärken.