Von Denise Aariane Funke

Geesthacht.
Als 2009 die ersten Münzen in die knallrote Sparbox des Sparclubs "Aufschwung 09" geworfen wurden, hing das viereckige "Sparschwein" noch im "Vanilla" an der Geesthachter Straße. Nach der Schließung der Kultkneipe im Jahr 2012 fand die Kiste einen neuen Platz im Gasthof Düneberg - und stellt damit ein kleines Überbleibsel der beliebten Kneipe dar. Die Idee zu dem Sparclub hatten die Gäste des "Vanilla" gemeinsam mit Wirt Horst Funke. Von den ursprünglichen 40 sind 26 Mitglieder dem Sparclub treu geblieben. Und immer wieder kommen neue dazu.

Die ersten offiziellen Vereine, deren Mitglieder gemeinsam Geld zurücklegten, wurden um 1880 von Seeleuten und Hafenarbeitern in Norddeutschland gegründet. Das Angesparte diente als Reserve für Notfälle. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der damit verbundenen Währungsreform erlebten die Sparclubs einen großen Aufschwung. Sparen war "in", um beispielsweise Weihnachtsgeschenke oder den Urlaub zu finanzieren.

Wünsche, für die die Mitglieder des Sparclubs auch heute noch ihre Münzen zurücklegen. So wie Zehra Kilic (34). Die Geesthachter Gastronomiefachangestellte ist seit zwei Jahren dabei und spart für Urlaube in der Türkei. "Einen Mindestbetrag von fünf Euro muss jedes Mitglied einmal pro Woche in das persönlich zugeordnete Sparfach einwerfen. Wenn der Betrag nicht eingezahlt wurde, wird eine Strafgebühr von zwei Euro fällig, die nicht aufs persönliche Konto, sondern auf das Gemeinschaftskonto geht. Von diesem Geld werden gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise unser Sommerfest oder die Weihnachtsfeier mitfinanziert", erklärt Virginia Wienke (47) die Regeln des Clubs. Die 47-Jährige Geesthachterin ist seit drei Jahren Mitglied und legt ihr Angespartes regelmäßig in Weihnachtsgeschenke an.

Beim "Aufschwung 09" läuft alles noch wie früher. Fernab vom Online-Banking leert Kassiererin Birgit Wienke die 26 Fächer der "Privatbank" wöchentlich und bringt die Münzen und Scheine zur Bank. Traditionell wird zum Ende des Jahres abgerechnet, dann klimpern die Münzen, knistern die Scheine und die Mitglieder bekommen ihr Erspartes ausgezahlt. "Im Durchschnitt kommen pro Kopf rund 500 Euro zusammen", sagt Horst Funke, der Vorsitzende des Vereins. Aber auch die Gemeinschaft wird groß geschrieben. "Wir sind eine gesellige Runde und haben bei unseren wöchentlichen Treffen viel Spaß, genauso wie bei Sommer- und Weihnachtsfesten", erzählt Gunter Kristof (58), der seit der Gründung des Vereins dabei ist. Sein Angespartes investiert der Geesthachter vorzugsweise in Flugtickets auf die Philippinen. Andere Mitglieder nutzen das Geld wiederum, um eine Campingplatzpacht zu bezahlen oder sich etwas "außer der Reihe" zu gönnen.

Jeden Donnerstag ab 19 Uhr treffen sich die Mitglieder im Gasthof Düneberg, um in dem knallroten Vanilla-Überbleibsel Scheine und Münzen "einzukasteln" und im Anschluss gemütlich zusammenzusitzen.