Von Jan H. Schubert

Geesthacht.
Das Fazit fällt ernüchternd aus. "Geesthacht", sagt Rüdiger Gayk, "hatte so viele Chancen, architektonisch etwas Vernünftiges zu machen. Doch ein städtebauliches Konzept gibt es nicht." Gern zieht der Architekt das von der Einwohnerzahl (30 000) ähnlich große Winsen an der Luhe (Landkreis Harburg) als positives Gegenbeispiel heran. Die Fußgängerzone der Kreisstadt habe sich in den vergangenen Jahren "richtig gut entwickelt" sagt Gayk, und weiter: "Da ist ein bestimmtes Fluidum."

Dieses vermisst der Geesthachter in seiner Heimatstadt: "Was hier vollkommen fehlt, ist ein Zentrum." Fatal sei zum Beispiel, dass das Rathaus fernab der Fußgängerzone stehe.

Gayk (70) dürfte die Situation gut einschätzen können, schließlich ist er seit Jahrzehnten als Architekt in Geesthacht tätig. Mit Gernot Zink (70) hat er einen Gleichgesinnten gefunden. Das Duo kennt sich bereits aus Studienzeiten und arbeitet seither im Bedarfsfall zusammen. Seit dem Jahr 2000 betreiben die beiden zudem eine Planungsgesellschaft in Geesthacht.

Jetzt kommt mit Atilla Cinar (38) junge Verstärkung hinzu. Der Jüngste in der neuen Bürogemeinschaft verlor nach eigener Aussage aufgrund der vielen bürokratischer Hemmnisse"früh im Studium den Glauben an die Architektur". Dennoch beendete er die akademische Laufbahn und promovierte sogar mit dem Schwerpunkt Baukonstruktion und Sanierung. Nach seinem Studiumsabschluss im Jahre 2008 arbeitete er mit im Büro Gayk. 2013 machte er sich an der Geesthachter Straße mit "mrp+elbenord" (Architektur, Ingenieurswesen, Energieberatung) selbstständig.

Zeit für architektonische Visionen blieb zu Beginn wenig: "Ich bin schnell in die Realität zurückgeholt worden. Man muss ja Geld verdienen." Der Architekt hat viel Erfahrung in Bau und Sanierung von Häusern und war Sachverständiger zur Begutachtung der Hochwasserschäden in Lauenburgs Altstadt.

"Wenn wir all unsere Erfahrungen bündeln, ist das richtig gut für den Bauherren", sagt Cinar über die neue Bürogemeinschaft. Gayk erläutert: "Alle haben ihre Kontakte zu Behörden und Baufirmen. Synergieeffekte werden frei." Zink ergänzt: "Wir können jede Kompetenz im Bereich des Bauens bieten."

Auch wenn Verwaltung und Politik dies manchmal schwer machen: "Politisch werden Architekten nicht gehört", sagt Zink, "sollen dann aber Dinge umsetzen." Für Geesthacht wünschen sich die Drei mehr Transparenz und Bürgerbeteiligungen bei architektonischen Fragen. Ziel: Die Elbestadt soll künftig ein weniger diffuses Stadtbild bieten.