Von Freya Margarethe Baier

Worth/Geesthacht.
Schon ab 55 Cent gibt es einen Liter Vollmilch im Einzelhandel, davon bekommen die Landwirte knapp die Hälfte - zurzeit 27 Cent. Nach dem Ende der Milchquotenregelung im April hatten viele Bauern gehofft, dass die Preise stabil bleiben oder noch anziehen. Seit drei Monaten dürfen die Landwirte so viel Milch produzieren, wie sie möchten. Vorher schrieb die EU vor, welches Land welche Menge herstellen darf.

Allerdings fällt der Preis seit November ständig - von 31 Cent auf 27 Cent pro Liter Milch. "Damit komme ich gerade so über die Runden", sagt Michael Ohle. Vor einem Jahr bezahlten die Meiereien den Bauern noch 37 Cent. "Jetzt kann ich keine Rücklagen mehr bilden, aber wir hatten schon schlechtere Zeiten."

Der Wegfall der Quote sei jedoch nicht das Hauptproblem. "Das Russland-Embargo drückt den Markt", erklärt Landwirt Ohle. Zudem hätten China und Japan noch nicht so viele Milchprodukte gekauft wie die vergangenen Jahre.

Probleme hat er noch nicht, obwohl er 400 000 Euro in einen neuen Stall investiert hat. Seine Herde stockte er von 50 auf 86 Kühe auf. Das Ende der Milchquote war nicht ausschlaggebend. Die Idee dazu hatte er schon seit der Hofübernahme vor 15 Jahren. "Langfristig plane ich mit 120, aber bei dem jetzigen Milchpreis macht es noch keinen Sinn." Das sieht auch sein Nachbar Hans-Werner Uhrbrook so: "Wir wollen auch erweitern, wissen aber nicht, wie viel Geld wir in einem Jahr bekommen."

Nach Prognosen des Kreisbauernverbandes Herzogtum Lauenburg werde sich der Markt nicht so schnell erholen. "Neben dem Embargo gegen Russland und der fallenden Nachfrage aus Asien haben wir auch Probleme mit den Einkaufspreisen", berichtet der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Peter Koll. Der Lebensmitteleinzelhandel hat die Einkaufspreise für Milchprodukte gesenkt. "Sie sind davon ausgegangen, dass es mehr Milch nach dem Ende der Quote gibt. Was aber nicht der Fall ist", so Koll.

30 bis 35 Cent bräuchten die Bauern, um vernünftig wirtschaften zu können. "Wir bekommen immer mehr Umweltschutz-Auflagen, die können wir nur umsetzen, wenn wir einen guten Preis bekommen", sagt Michael Ohle.

9500 Liter Milch geben seine Kühe durchschnittlich im Jahr. "Die großen Betriebe kommen auf 11 000 Liter."

Damit die Tiere effizienter gemolken werden können, will Michael Ohle in eine neue Melkanlage investieren. "Im Moment kann ich zwölf Kühe gleichzeitig melken." Im neuen Melkstand sollen es dann 18 Rinder sein. Dafür müsste sich aber zunächst der Markt erholen.

Viele Kollegen hätten aufgestockt und könnten nun Probleme bekommen, wenn sie nur auf Milchwirtschaft gesetzt haben, weiß Ohle. Dieses Problem hat er nicht. "Ich bin froh, dass ich mir über die Jahre die Kürbisscheune aufgebaut habe."

Der Milchwirtschaft ganz abgeschworen hat Markus Meyer aus Geesthacht. "Ich hätte in einen neuen Stall investieren müssen", sagt er. Da habe der Milchpreis schon eine Rolle gespielt - sich gegen Kühe zu entscheiden.