Von Kim Nadine Müller

Geesthacht.
Wenn Gärtnerin Anja Rehder vom städtischen Betriebshof mit ihrem Team ausrückt, hat sie insbesondere die Verkehrssicherheit im Blick. Denn für die Pflanzenvielfalt am Fahrbahnrand bleibt kaum Zeit und Muße, wenn das Straßenbegleitgrün gemäht werden muss. Doch das versuchen Friedhelm Ringe vom Nabu und Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt jetzt zu ändern. Denn: Auch am Straßenrand wachsen zuweilen Pflanzen, die Schutz bedürfen und keinesfalls einfach umgemäht werden sollten.

"Wir haben als Stadt die Verantwortung, insbesondere diese Pflanzen zu schützen", sagt Ringe. Meinen tut der Experte dabei etwa den in sattem gelb blühenden Knorpellattich oder das echte Herzgespann, auch Löwenschwanz oder Herzspannkraut genannt. Es wächst hoch auf, bis zu 1,20 Meter, entwickelt rosa- und cremefarbene Blüten an den Blattachseln. Beide Pflanzen stehen auf der Roten Liste gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen in Schleswig-Holstein ganz oben. "Im Düneberger Industriegebiet wächst zum Beispiel der Knorpellattich oder am Richtweg das Herzgespann. Von Letzterem hatten wir mal 20 Stück, 17 sind bereits verschwunden", sagt Ringe. Beide gibt es hier im Norden nur noch überaus selten. Friedhelm Ringe hat für die Mitarbeiter des Betriebshofs vier Seiten mit Bildern von Pflanzen und ihren Standorten vorbereitet, die nun in jeder Mähmaschine hinterlegt werden. Das Team um Gärtnerin Rehder bleibt für die praktische Arbeit aber skeptisch: "Wir mähen oft ganze Flächen, die gehen wir vorher nicht ab", sagt Anja Rehder. Außerdem seien einige Pflanzen nur schwer zu erkennen, insbesondere, wenn sie gerade nicht blühen.

Das wissen auch Stüber und Ringe: "Die kritische Zeit ist vor allem die Blütezeit von Juni bis August. Vielleicht ist es da möglich, entsprechende Standorte nicht zu mähen", schlägt Ringe vor - wenn es die Verkehrssicherheit zulasse. "Einige schützenswerte Pflanzen müssen ja sogar gemäht werden, damit sie gut gedeihen", ergänzt Ulrike Stüber. Sie hat außerdem den Plan, schützenswerte Pflanzen besser zu kennzeichnen: "Etwa durch Steine drumherum oder mit einer Markierung am Pfosten, die die Monate anzeigt, in denen nicht gemäht werden darf." Gerade bei den Pflanzen mit der höchsten Gefährdungskategorie sei das gut möglich, denn da gebe es nur wenige kleine Standorte.