Von Timo Jann

Geesthacht.
Es ist ein Filetstück im Herzen der Stadt. Doch die Zukunft des Areals der ehemaligen Norddeutschen Teppichfabrik ist weiter offen. Und seit das Denkmalschutzamt zu Jahresbeginn zahlreiche Gebäude für erhaltenswert einstufte und sie unter Schutz stellen will, ist die Situation für Insolvenzverwalter Udo Müller (Hannover) schwieriger geworden. Seine Aufgabe ist, das Areal an der Düneberger Straße möglichst gut zu vermarkten, um die Forderungen der Gläubiger zu begleichen. Mit Geesthacht Planungsausschuss traf er sich jetzt zum Ortstermin.

Müller setzt voll auf die Politik. "Was hier passieren kann, hängt davon ab, wie die Stadt entscheidet", sagt Müller. "Sie können entscheiden, was Sie wollen. Aber ich muss damit etwas anfangen können", mahnte der Insolvenzverwalter die Politiker.

Eine Variante wäre, dass die Stadt möglichst viele Bereiche des weitläufigen Geländes an der Düneberger Straße für Wohnbebauung freigibt. Doch bislang fehlt es an einem grundsätzlichen Entwicklungskonzept: Statt Planungen gegeneinander abzugrenzen, wurde in Geesthacht in der Vergangenheit häufig versucht, alle Nutzungsmöglichkeiten unter einen Hut zu bringen. Das könnte auch an der Düneberger Straße passieren - entlang der Straße könnte etwa Wohnbebauung entstehen, dahinter der schützenswerte Grünzug - als Abschirmung zu einem Gewerbe- oder Industriegebiet. Derzeit nutzt nur noch die Firma Vorwerk einen geringen Teil des Areals - die restlichen Hallen stehen leer.

"Wir wollten uns das Gelände einmal ansehen, um zu wissen, worüber wir beraten sollen", sagte Gerhard Boll (Grüne), der Vorsitzende des Planungsausschusses. Mitarbeiter von Vorwerk führten die Gäste durch die Hallen, Vertreter der Kreissparkasse (als Hauptgläubiger) nutzten die Möglichkeit zu Gesprächen mit den Politikern.

Bauamtsleiter Peter Junge stellte die Ansätze des Denkmalschutzes vor. Einige Politiker gerieten beim Anblick der besonderen Architektur der großen Hallen ins Schwärmen, doch Junge holte sie sofort wieder auf den Boden zurück: Energetisch gilt es als nahezu unmöglich, die Hallen so zu modernisieren, dass der Denkmalschutz mitspielt.

Und das macht Zukunftspläne so schwierig: Laut Müller hatte die Norddeutsche Teppichfabrik ihr Immobilien-Vermögen auf zwölf Millionen Euro beziffert. Der Insolvenzverwalter geht unterdessen nur noch von einem Viertel aus. Abrisskosten, Altlastensanierung und Auflagen des Denkmalschutzes machen das Gelände weitaus weniger interessant als ursprünglich gedacht. "Von meinen Wertvorstellungen musste ich mich deutlich verabschieden", sagte Müller. Er steht nach eigenen Aussagen mit verschiedenen Investoren in Verhandlungen. Zunächst hat jetzt aber die Politik das Wort, was dort möglich sein soll und was nicht.

Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Politik und Verwaltung wollen deshalb nun gemeinsam mit externen Fachleuten in einem Workshop ermitteln, wo die Zukunft des 22 Hektar großen Areals liegen könnte. Dazu sollen Experten der STEG (Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungs-Gesellschaft Hamburg mbH) nach Geesthacht kommen.