Geesthacht (gak). Die Bühne des Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) ist dunkel.

Geesthacht (gak). Die Bühne des Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) ist dunkel.
Nur das Himmelbett leuchtet sanft im Scheinwerferlicht. Die Spannung nach den Grußworten von Schulleiter Helmut Müller ist im fast ausverkauften Haus deutlich zu spüren. Die Schüler der Förderschule spielen ihre Version des Shakespeare-Klassikers "Romeo und Julia".

Die Projektleiterinnen, die amerikanische Malerin Deborah DiMeglio und die Schauspielerin Kati Luzie Stüdemann, verwenden Videos mit Textpassagen, aber auch biografische Ausschnitten aus dem Leben der jungen Schauspieler, um das Schicksal der unglücklich Liebenden möglichst emotional zu transportieren.

Dennoch sind während der Aufführung die Hauptrollen nicht klar verteilt. Neben der schönen Julia (Kimet Isufi/14) und dem doch eher stürmischen Romeo (Simon Hoffmann/14) erobern insbesondere die drei Sprecher die Herzen der Zuschauer. Luick Wingeß, Piere René Schween und Fernando Mahlke (alle 14) beherrschen ihren Text bis in die letzte Pointe perfekt.

Spielleiterin Stüdemann ist immer mittendrin. Sie hilft charmant bei Texthängern und führt die Jugendlichen. Nach nur neun Tagen intensiver Proben bringen sie das Stück um verbotene Liebe, Feindschaft, Missverständnis und Freitod mit großer Spielfreude und einer deutlich erkennbaren persönlichen Entwicklung auf die Bühne. Wie sagte Schulleiter Müller eingangs: "Es gibt keinen besseren Weg, Kernkompetenzen wie Verantwortung, Gemeinschaftssinn, Toleranz und Empathie zu vermitteln."

Ob tänzerische Einlagen oder Scheinkämpfe - die jungen Schauspieler spielen miteinander und für ein durchweg begeistertes Publikum. Rührend die Trauung durch Pater Laurence (Mario Holtmann/14), amüsant die Spielunterbrechung durch Kati Luzie Stüdemann, als Romeo mit schnellen Griffen sich die Kleidung vom Leib zog, um in das Bett zu seiner geliebten Julia zu schlüpfen. Stüdemann: "Wir bitten um Verständnis, dass wir das Spiel unterbrechen. Schließlich sind Kinder unter den Zuschauern." Die Hochzeitsnacht blieb hinter Tüll verborgen.

Natürlich sterben auch in dieser Fassung die Liebenden nach einem scheinbaren Freitod der Julia. So endet die Tragödie, keineswegs jedoch der Abend. Minutenlange stehende Ovationen, dazu viele lautstarke Bravo-Rufe belohnen die Schüler, die Projektleitung, letztlich auch das gesamte Lehrerkollegium der Förderschule. Sie finden mit ihren unkonventionellen Mitteln immer wieder wunderbar einfühlsame Wege, um das Selbstvertrauen der Jugendlichen zu stärken und ihnen diese wunderbare Botschaft mit auf den Weg zu geben: Jeder einzelne ist kostbar und wertvoll für die Gesellschaft.