Escheburg
(tja).
Der Graben war tief: Im Februar eskalierte die Situation in der Amtsgemeinde. Mehrere Anwohner der Siedlung am Golfplatz hatten sich über die aus ihrer Sicht mangelhafte Informationspolitik der Amtsverwaltung im Amt Hohe Elbgeest beschwert. Ein Anwohner versuchte gar die Unterbringung von Flüchtlingen in einem Holzhaus am Golfplatz mit einem Brandanschlag zu verhindern. Zum Entsetzen vieler freiwilliger Helfer, die die Vertriebenen willkommen heißen wollten. Das Thema wurde im Nachhinein aufgearbeitet, mit einer professionellen Mediation soll der Riss, der die Bewohner gespalten hat, wieder geflickt werden. Die Dinge sollen jetzt besser laufen.

Dass man mit dem Thema in Escheburg künftig offener als im Februar umgeht, zeigt sich an der neuen Unterkunft, die am Radelsweg entstanden ist. Gemeinde und Helferkreis hatten jetzt vor dem Einzug der Bewohner zum Tag der offenen Tür eingeladen.

"Wohl am 22. oder 29. Juli werden die ersten Menschen hier einziehen", sagt Bürgermeister Rainer Bork. Sie können sich einen Gemüsegarten anlegen, ihnen steht eine Terrasse zur Verfügung, bis zum Bus sind es 300 Meter. Bork hält das Gelände für ideal, schon Mitte der 90er-Jahre waren am Radelweg Container aufgestellt. Bork: "Die Bewohner von damals, das waren ja überwiegend Osteuropäer, leben heute teilweise noch bei uns im Dorf und sind voll integriert."

Der Helferkreis bereitet derweil ein großes Sommerfest am 19. September für Flüchtlinge und Escheburger auf dem Sportplatz vor. Unter anderem koordiniert Pastorin Christel Rüder die Arbeit der zurzeit 30 Ehrenamtlichen. "Der Anschlag hat hier im Ort viele Menschen wachgerüttelt", berichtet sie. Auch am laufenden Meditationsverfahren ist sie beteiligt. "Wir haben über die Inhalte Stillschwiegen vereinbart", sagt die Pastorin. Die Gespräche seien gerade erst abgeschlossen, so Christel Rüder. Nach Informationen unserer Zeitung wurde von den Nachbarn gemeinsam mit dem Mediator ein Wunsch an die Gemeinde entwickelt, der im Herbst in der Gemeindevertretung thematisiert werden soll.

Derweil ist das Wohnhaus am Golfplatz als einer von vier Standorten in Escheburg wie geplant mit Flüchtlingen belegt. Der Brandstifter wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Den Schaden von rund 20 000 Euro hat er inzwischen beglichen.