Von Timo Jann

Geesthacht.
Kunststoff ist im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Sobald das Material zu heiß wird, geht es in Flammen auf. Nicht so die Kunststoffplatten, die im neuen Innovationszentrum der Firma CTS an der Mercatorstraße entwickelt werden. Maik Hartmann, Leiter der technischen Entwicklung, hält die Flamme eines Gasbrenners aus nächster Nähe an die Platte - das Material glüht und raucht, brennt aber nicht. Zu verdanken ist das eingeschlossenen natürlichen Basaltfasern. "Wir sehen für diese neuen Platten einen großen Markt", erklärt Firmen-Chef Joachim Wilczek (64). Etwa in Tunnelanlagen der Deutschen Bahn, die aus Brandschutzgründen mit entsprechenden Materialien ausgekleidet werden müssen.

In den vergangenen zwölf Monaten hat CTS kräftig investiert. Für 1,5 Millionen Euro entstanden ein modernes Lager und ein Bürogebäude mit dem Innovationszentrum. "Unsere ganze Firmenstruktur ist auf Innovationen aufgebaut. Wir suchen für unsere Kunden aus den ganz unterschiedlichen Bereichen die passende Lösung, damit diese Bauteile aus Holz, Metall oder Beton, die viele Schwächen haben, ersetzen können", sagt Wilczek. So kam auch die Bahn, für die CTS Bahnsteige, Reinigungsbühnen oder barrierefreie Einstiegshilfen konstruiert hat, mit dem Wunsch nach einer leichten Brandschutzplatte. Andere Materialien sind oft zu unhandlich, weil sie zu schwer sind. "Wir haben uns an die Arbeit gemacht und sind dabei, unser Material den Anforderungen anzupassen", sagt Hartmann. Etwa drei Prozent des Umsatzes in Höhe von acht Millionen Euro investiert CTS in Entwicklung und Konstruktion neuer Bauteile. Für ein Familienunternehmen wie CTS, das erst 1994 gegründet wurde, viel Geld. Doch die Mühen zahlen sich aus. So war der "Blaues Wunder" genannte Steg der Seglervereinigung ein Prototyp - und Basis für mittlerweile mehr als 80 Steganlagen Made in Geesthacht. "Wir hoffen jetzt auf Olympia in Hamburg, denn dann werden in Kiel für die Segelwettbewerbe sicher weitere moderne Steganlagen benötigt", sagt Verkaufsleiter Thomas Koch. Auf einen ähnlichen Durchbruch hofft man auch bei lichtdurchlässigen Fassadensystemen, wie an der mit CTS-Elementen ausgestatteten neuen Gucci-Zentrale in Mailand. "Fassadensysteme sind ein großer Markt der Zukunft", so Wilczek.

Auf die Zukunft ist auch der Standort an der Mercatorstraße mit aktuell 20 000 Quadratmetern Produktionsfläche ausgelegt. Anfangs hatte CTS 5000 Quadratmeter. "Wir haben jetzt alles ein Stück weit effektiver gestaltet", berichtet Philipp Wilczek. So erkennt der Stapler im Lager anhand von Sensoren im Boden, wo er sich befindet und welches das von der Produktion gerade gewünschte Material ist.

Für ihre Innovationsfreude wurde CTS vom Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar mit dem "Top 100"-Preis des Mittelstands ausgezeichnet. Vorangegangen war eine wissenschaftliche Analyse der Betriebsabläufe.