Geesthacht
(jhs).
Am 25. September ist es wieder so weit. Dann reden sich 84 Personen die Köpfe heiß. Von frühmorgens bis spätnachmittags. Und jeder besitzt Vortragsrecht. Das diesjährige Altenparlament tritt im Landtag in Kiel zusammen - und auch zwei Geesthachter Vertreter sitzen im Plenum: Ilse Timm (78) und Eckhard Krüger (77).

Auch im fortgeschrittenen Alter werden beide nicht müde, sich für die Belange der Generation 60 plus einzusetzen. Timm sitzt seit acht, Krüger im sechsten Jahr im Gremium. Themen und Ansatzpunkte gibt es für das Parlament, das übrigens seit 1989 existiert, genug.

Die 84 Mitglieder des Seniorenparlaments setzen sich so zusammen: Landes-Arbeitsgemeinschaft (LAG) der freien Wohlfahrtsverbände (24 Plätze), Seniorenbeiräte (18), Parteien (15), DGB (10) Sozialverband (5), dbb, Seniorenverband BRH - Schleswig-Holstein, LAG Heimmitwirkung, Landessportverband (je 3).

Eckhard Krüger, einer aus den DGB-Reihen, erinnert sich genau, was ihn zur Parlamentsarbeit anstachelte: 16 Jahre ehrenamtliche Versichertenberatung in Sachen Rente. "Ich beschäftige mich viel mit dem Thema Altersarmut. Immer mehr Senioren müssen Altersgrundsicherung in Anspruch nehmen." Timm wiederum qualifizierte sich durch ihre langjährige Vorstandsarbeit sowohl im Kreis- als auch im Landesseniorenrat. Krüger und Timm werden Jahr für Jahr aus den eigenen Reihen als Delegierte für das Parlament nominiert. Auch für die Diskussion am 25. September.

Bevor es zur großen Runde in die Landeshauptstadt geht, sind Vorarbeiten nötig. Sowohl Beiräte als auch Gewerkschafter treffen sich einmal monatlich, um ihre Ausrichtung bei relevanten Themen zu besprechen. Was dann in welcher Form bei der Landespolitik landet, entscheidet sich in den jährlichen Sitzungen des Seniorenparlaments.

Ilse Timm: "Unser Ansporn ist, nicht nur über, sondern mit Senioren zu sprechen. Gerade für diese Personengruppe ist es schwer, etwas durchzusetzen." Aber es funktioniert: Dass das Ältestenparlament durchaus Gehör bei den Landtagsabgeordneten findet, zeigt das über 300 Seiten starke Buch der Anträge aus dem vergangenen Jahr. In der politischen Debatte 2014 dominierten Themen aus den Bereichen "Inklusion", "Generationsgerechtigkeit" und "Armut macht krank".

Die Politik nimmt die Vorschläge ernst: So können beispielsweise Verbesserungen der Landesbauordnung in Bezug auf barrierefreies Wohnen der Initiative des Altenparlaments zugesprochen werden. Und für die Zukunft? Krüger dringt auf die Bekämpfung der Altersarmut, Timm proklamiert allgemeinere Themen für sich. Wie zum Beispiel mehr Kunden-WCs und Sitzgelegenheiten in Supermärkten (wie dem gerade entstehenden Netto-Markt in Grünhof). Oder die Polizeipräsenz an Wochenenden, wo viele Beamte bei Fußballspielen im Einsatz sind und in ihren Dienststellen fehlen. "Es ist nicht richtig, dass die Sicherheit der Bürger darunter leiden muss", so Timm. Arbeitskreise werden auch im Vorfeld des diesjährigen Seniorenparlaments gegründet - und zwar zu diesen Themen: "Wohnen und Infrastruktur", "Pflege und Gesundheit" sowie "Ehrenamt, Nachbarschaftshilfe, Selbstverantwortung".