Von Kim Nadine Müller

Geesthacht.
Freitags geschlossen, viel Süßkram und immer wieder kalte Speisen. So lautet die Kritik am Mensa-Essen in der Kantine der Alfred-Nobel-Schule (wir berichteten). Im Schnitt gehen nur selten mehr als 20 Essen am Tag über den Tresen - obwohl sich das Angebot an die Schüler der Gemeinschaftsschule und des Otto-Hahn-Gymnasiums gemeinsam richtet, also an mehr als 1800 Jugendliche. Wenig wirtschaftlich für den Betreiber Bergedorfer Impuls und unbefriedigend für Eltern und Schule. Doch wie kann man die Abnahmezahl erhöhen, das Angebot verändern?

Dazu ließen sich Elternvertreter, Vertreter der Stadt, Schulleiter, der Caterer und Politiker gestern von Dr. Birgit Braun beraten. Die Ökotrophologin (Ernährungsberaterin) arbeitet für die Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Schleswig-Holstein und weiß, die Geesthachter Probleme sind kein Einzelfall.

"Ob eine Mensa gut angenommen wird oder nicht, hängt von sehr vielen unterschiedlichen Kriterien ab." Nicht nur das Essen, sondern auch das Konkurrenzangebot, Pausenzeiten und Wege hätten Einfluss. "Wenn ich eine halbe Stunde Pause habe, aber zehn Minuten zur Mensa brauche, ist das kaum machbar."

Für das Mensaessen selbst hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Qualitätsstandards entwickelt. Betrachtet werden dabei stets 20 aufeinanderfolgende Tage. "Jeden Tag soll Gemüse auf dem Speiseplan stehen, am besten Rohkost", sagt Braun. So kann es nicht verkochen, behält seine Nährstoffe. Nur maximal acht Mal in 20 Tagen soll es Fleisch geben. "Da hält sich allerdings kaum eine Mensa dran", weiß Braun aus Erfahrung. "Es spricht auch überhaupt nichts gegen Currywurst und Pommes, solange ein solches Essen in vier Wochen nur einmal auf dem Speiseplan steht."

Wichtig sei auch die Lebensmittelqualität, hier ist Selbstverwertung die Devise. Statt abgepackter Fertigkompotts solche aus frischem Obst oder noch besser unverarbeitete Vitaminspender ohne Zuckerzusatz. Diese Richtlinien seien aber nicht dogmatisch gemeint: "Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten einig sind, wie das Schulessen aussehen soll."

Fünf Prozent der Schüler sollten in der Mensa essen

Damit Schüler ihre Mensa annehmen, sei es wichtig, das Essen im Unterricht zum Thema zu machen: "Es gibt ein gutes Beispiel aus Süderbrarup. Hier führen Neunt- und Zehntklässler die Mensa im Rahmen des Verbraucherbildungsunterrichts selbst, wie ein Restaurant. Damit ist das Essen ein echter Teil der Schule." Doch nicht nur selbst gekochtes, auch geliefertes Essen kann gut sein. "Es sollte aber nicht länger als drei Stunden warm gehalten werden." Gegen den Speiseplan an der ANS hat Birgit Braun nichts einzuwenden. Sie rät außerdem, den Kiosk nicht zu verteufeln. "Es ist zum Beispiel möglich, Einfluss auf das Kaufverhalten der Kinder zu nehmen, indem man hier zwar Süßes anbietet, aber sehr teuer - Obst dafür sehr günstig."

Bei der Zahl der Esser dürfe die Erwartung nicht zu hoch sein. "Wenn bei einer offenen Ganztagsschule fünf Prozent der Schüler in der Mensa essen, ist das in Ordnung."

ANS-Elternvertreterin Gabriele Giese zeigte sich nach dem Info-Gespräch optimistisch: "Wir wollen uns gleich nach den Sommerferien wieder treffen, um Ideen zur Verbesserung zu sammeln." Ein Trinkwasserbrunnen und ein Salatbuffet sind zwei erste Vorschläge.