Geesthacht
(tja).
"Besser spät als nie", mögen sich die Angestellten der Geesthachter Post gedacht haben, als sie am Sonnabend in der Fußgängerzone und auf dem Wochenmarkt über die Hintergründe ihres Streiks berichteten. Gerade noch rechtzeitig: Gestern Abend verkündeten die Tarifparteien das Streikende für Montag 24 Uhr.

"Poststreik! Warum?" war ein Flugblatt überschrieben, das die Post-Beschäftigten zwei Wochen nach Beginn ihres Streiks in Geesthacht verteilten. Bundesweit läuft der Streik bereits vier Wochen. Pro Tag blieben etwa 20 000 Briefsendungen allein in Geesthacht unbearbeitet. Nur in den Bezirken, in denen Beamte für die Zustellung zuständig sind, wurde noch ausgeliefert.

"Uns geht es nicht in erster Linie um mehr Geld oder weniger Arbeitszeit, uns geht es darum, weiterhin unsere Familien versorgen zu können. Wenn wir in eine billige Gesellschaft ausgegliedert werden, kann ich als Familienvater einpacken", berichtete Zusteller Björn Nold. Im Gespräch waren 600 bis 800 Euro - jeden Monat. Deshalb streikt er mit.

"Die Kollegen haben seit Jahren immer wieder verzichtet. Mal auf Pausenzeiten, mal auf Geld. Irgendwann ist halt Schluss, und dieser Punkt ist aktuell erreicht", erklärte Samstag Claus Dühring von Ver.di. Auf dem Informationsblatt prangt das Konterfei von Post-Chef Frank Appel. Dazu der Hinweis: "2014 betrug sein Jahresgehalt 9,6 Millionen Euro."

Gegen den Vorstandschef richtete sich der Protest. Dühring: "Er steht für die Politik, Gewinne rauf, Löhne runter." Ohne Streik sei es laut Ver.di nicht mehr möglich gewesen, auf die Missstände hinzuweisen und die Post zum Einlenken zu bewegen. "Wir hatten ja gehofft, dass es anders geht", sagte Zusteller Fabian Spinngieß noch Sonnabend.

Auch nach der Einigung, die zumindest den bei der Post Beschäftigten einen Verbleib im Konzern und die Posttarife garantieren soll, könnte es zwei Monate dauern, ehe sich die Zustellung in Geesthacht wieder normalisiert. "Das aufzuarbeiten, was liegen geblieben ist, wird auch aufgrund der Urlaubszeit jetzt dauern", sagt Dühring. Die normalen täglichen Sendungen zuzustellen, forderten die Mitarbeiter ohnehin schon stark.