Von Timo Jann

Geesthacht.
Satellitenfernsehen, Bolzplatz, Sitzecke im Grünen - den Asylbewerbern und Kriegsflüchtlingen, die in das neue Containerdorf an der Mercatorstraße mit 40 Betten ziehen, will Geesthacht ein Zuhause auf Zeit bieten. Zwei Syrer, die bisher in den Holzhäusern am Rathausparkplatz lebten, sind in der jetzt fertiggestellten Unterkunft bereits angekommen. Heute sollen elf weitere Männer aus Syrien einziehen. Die Stadt geht davon aus, dass die 40 Betten bereits Ende Juli voll belegt sind.

Um den Flüchtlingen, die außer aus Syrien zurzeit auch aus dem Irak, Afghanistan, dem Kosovo, Serbien und Afrika nach Geesthacht kommen, eine Betreuung zu bieten, hat die Stadt einen Kooperationsvertrag mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) geschlossen. Als neuer Sozialarbeiter ist deshalb Marcus Worm vor Ort. Als Hausmeister und Sprachmittler unterstützt Ibrahim El-Nabulsi die künftigen Bewohner dabei, wenn sie sich in Geesthacht einleben. "Die Stadt tut hier deutlich mehr als andere Kommunen", lobt Worm die Ausstattung und die Betreuung in der Wohnanlage. Damit die Bewohner gut in die City und zum Rathaus kommen, richtet die Stadt einen Fahrdienst aus dem Gewerbegebiet ein.

"Es wäre schwierig, so viele Bewohner ganz ohne Betreuung sich selbst zu überlassen", erklärt Alexandra Groß, Leiterin des Fachdienstes Soziales der Stadt. In fünf Familienzimmern gibt es jeweils vier Betten, ansonsten stehen immer zwei Betten in einem Raum. "Unser Ziel ist es, die Menschen hier nur übergangsweise unterzubringen, bis wir geeignete Wohnungen für sie haben", sagt sie.

Aktuell ist die Wohnraumsituation zwar gut, allerdings sind die vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten vor allem für Familien geeignet. "Im vergangenen Jahr sind viele Familien aus dem Kosovo und aus Serbien zu uns gekommen, aktuell sind es aber meistens alleinstehende Männer, die uns vom Kreis zugeteilt werden", berichtet Alexandra Groß. Deshalb werden jetzt vor allem kleine Wohnungen gesucht.

Die Container auf dem Parkplatz des städtischen Bauhofes waren im Mai angeliefert und aufgestellt worden, bisher stehen sie nebeneinander. "Wir könnten aber noch aufstocken", sagt Alexandra Groß. "Bislang ist der politische Wille aber, die Anlagen nicht zu groß werden zu lassen."

Alternative Standorte für ähnliche Containerdörfer oder Pavillons sollen im Sozialausschuss am 7. Juli vorgestellt werden. Die SPD hatte beantragt, dass die Verwaltung entsprechende Standorte sucht und aufzeigt.

Die Mitarbeiter der Awo werden montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr in der Unterkunft sein. "Ich würde mich freuen, wenn sich ein paar Ehrenamtliche melden, die uns bei unserer Arbeit unterstützen möchten", sagt Marcus Worm.

Die Awo will den Bewohnern ein drahtloses Netzwerk bieten, damit sie per Internet Kontakt in die Heimat halten können. "Ich gehe nicht davon aus, dass es hier großartige Konflikte geben werden", sagt Worm. "Wut und Resignation, die sich manchmal unter Flüchtlingen breitmachen, kommen hier sicher nicht auf, weil das Umfeld gut ist."