Von Timo Jann

Geesthacht.
Es dauerte zwei Minuten, dann stand die Couch lichterloh in Flammen. Ausgelöst von einer brennenden Papiergirlande. 30 Sekunden später war der Kelleraum mit dichtem, giftigen Rauch gefüllt. Menschen ohne Atemschutzgeräte hätten nun keine Chance mehr, den Flammen und tödlichen Rauchgasen zu entkommen. . .

Selten haben Feuerwehrleute die Möglichkeit, Einsätze so realistisch zu üben wie derzeit in Düneberg. Möglicht macht das die städtische Wohnraumentwicklungs-Gesellschaft (WoGee), die der Feuerwehr drei leer stehende Mehrfamilienhäuser an der Hugo-Otto-Zimmer-Straße 5-9 für die Ausbildung zur Verfügung stellt. In der kommenden Woche sollen die Häuser abgerissen werden.

Doch zuvor können sich die Retter noch einmal richtig austoben. "Wir können hier ohne Rücksicht auf mögliche Schäden intensiv üben. Dieses Angebot nutzen wir natürlich gern", sagt Geesthachts Feuerwehrchef Sven Albrecht. Seine Wehr machte am Montag den Anfang, gestern rückten Retter aus Schwarzenbek an, heute kommen die Anwärter aus Geesthacht und dem Amtsgebiet und am Freitag die Wehr aus Garlstorf zum Zug.

Die Couch für ihre Löschübung fanden die Feuerwehrleute übrigens in einer der von den Bewohnern längst geräumten Wohnungen. Nicht nur der Eindruck der schnellen Brandausbreitung, sondern auch das Erkennen von unterschiedlichen Rauchschichten, die unter bestimmten Umständen explosionsartig in Brand geraten können, war für die jüngeren Feuerwehrleute im Team von Albrecht imposant. Ausgerüstet mit Atemschutzgerät, Strahlrohr und Wärmebildkamera verfolgten sie die Brandentwicklung - dann löschten sie innerhalb weniger Minuten die Flammen.

In einem weiteren Haus wurde ein Zimmerbrand im Dachgeschoss angenommen, ein vermisster Bewohner musste gesucht werden. Albrecht: "Einige der Wohnungen sind noch möbliert, das sorgt bei den Übungen für Realitätsnähe." Diesmal wurde lediglich das richtige Vorgehen trainiert, auf Schnelligkeit kam es nicht an. So galt es unter anderem, die Räume systematisch nach dem Vermissten abzusuchen, zudem sollte ein in Not geratener Kamerad mit Atemluft versorgt und gerettet werden.

Auch unterschiedliche Methoden für das Öffnen von Türen und Fenstern übten die Geesthachter Feuerwehrleute an den drei Abbruchhäusern. "Wenn es schnell gehen muss, nehmen wir natürlich keine Rücksicht auf eventuelle Schäden. Aber wenn es passt, können wir ein gekipptes Fenster auch von außen so öffnen, dass keine sichtbare Spuren hinterlassen werden", sagt Albrecht.

"Wir stellen diese Häuser vor dem Abriss gern der Feuerwehr zur Verfügung. Denn das sind ja die, die unseren Bewohnern im Ernstfall auch schnelle Hilfe bieten würden", sagt Adrian Nägel, Architekt der WoGee. Er plant gerade die beiden Neubauten mit zusammen 36 Wohnungen, die demnächst auf dem Grundstück an der Hugo-Otto-Zimmer-Straße entstehen sollen.

Insgesamt will die WoGee in den kommenden Jahren in Düneberg für mehr als 20 Millionen Euro knapp 120 Wohnungen bauen.

"Die Übungsbedingungen hier sind einfach perfekt, wir müssen auf nichts Rücksicht nehmen." Feuerwehrchef Sven Albrecht