Von Kai Gerullis

Geesthacht.
Seit fast zwei Jahren tischt das Team des Bergedorfer Impuls das Essen in den Mensen an der Alfred-Nobel-Schule und an der Bertha-von-Suttner-Schule auf. Der Caterer trat damals die Nachfolge des Jugendaufbauwerks an, das seit dem Start des Mensa-Betriebs die Verpflegung organisiert hatte. Eigentlich sollten mit dem neuen Betreiber ein kompliziertes Bestellsystem, lange Wartezeiten oder wenig kindgerechte Menüs der Vergangenheit angehören. Doch an der Alfred-Nobel-Schule klagen Eltern nun zunehmend über neue Probleme.

So seien die Speisen immer wieder kalt - und mittlerweile auch nur noch auf Vorbestellung erhältlich. Freitags schließt die Mensa zudem neuerdings schon nach der zweiten Pause. Grund soll der schleppende Verkauf sein - nur 25 bis 30 Essen werden in der ANS-Mensa täglich verkauft. Ursprünglich sollten in der 4,8 Millionen Euro teuren Kantine täglich 300 Essen ausgegeben werden.

Wir haben uns umgeguckt: Bei einem Spontan-Besuch unserer Zeitung bekommen wir für 2,90 Euro ein Essen ohne Vorbestellung - ausnahmsweise, weil genau ein Menü übrig ist. Auf den ersten Blick machen das Gericht einen guten Eindruck: Aufgetischt wird Hähnchengulasch mit Reis und Erbsen. Das Fleisch ist warm - im Gegensatz zu den Beilagen. Der Reis ist trocken und fest. Gemischt ist alles zusammen schließlich lauwarm - unser Tester wird satt.

Doch auch wer nicht vorbestellt hat oder unter den zwei angebotenen Gerichten nichts findet, muss nicht hungrig bleiben. Denn die Mensa hat mittlerweile eine wachsende Auswahl an Alternativen im Programm: Donuts, Franzbrötchen, Muffins, Weingummi, Schokoriegel, Pizzastücke - oder ein Hotdog für 1,50 Euro. Das sorgt bei Schülern für Begeisterung - wirft in der Politik aber deutliche Fragen auf.

"Ich bin über diese Entwicklung sehr überrascht und erschreckt", sagt Ratsfrau Christina Minge, die für die CDU im Schulausschuss sitzt. "Süßigkeiten und Pizza haben in der Schule nichts zu suchen und das war auch unsere klare Ansage bei der Auswahl des Caterers", sagt Minge. Auch die SPD wurde bereits von Elternvertretern auf neue Probleme mit der Schulverpflegung angesprochen. Klagen gibt es auch zu Bezahl- und Bestellsystem. Fraktionschefin Kathrin Wagner-Bockey setzt auf Gespräche zwischen Eltern, Stadt und dem Betreiber. "Da die Caterer bisher nicht Schlange standen, muss man allerdings Kompromisse machen", warnt Wagner-Bockey. Das gelte insbesondere für den Kiosk-Bereich. "Mit dem Penny-Markt um die Ecke ist die Lage schwierig."

Auch bei der Stadt sieht man derzeit keinen Grund einzugreifen. "Von Beginn an haben wir dem Betreiber vertraglich zugestanden, typische Kantinen-Waren zu verkaufen", sagt der stellvertretende Stadtsprecher Michael Zühlke. Davon mache die Mensa jetzt Gebrauch. "Wir sind mit dem Betreiber im Gespräch, um Kleinigkeiten im Ablauf zu optimieren. Das Betreibermodell steht für uns aber nicht auf dem Prüfstand", so Zühlke.

Das sehen CDU und auch Geesthachts Grüne anders. "Ich erwarte von der Verwaltung im nächsten Schulausschuss Aufklärung. Unsere Vorgaben für den Mensa-Betrieb lauteten anders - und ich erinnere mich, dass einer Elterninitiative an der Bertha-von-Suttner-Schule verboten wurde, dort Capri-Sonne zu verkaufen. Wieso ist man hier weniger streng?", fragt Christina Minge.

Zudem kritisiert sie die eingeschränkten Öffnungszeiten am Freitag und fordert Einsicht in die Betreiberverträge. Diese seien den Ausschussmitgliedern nicht vorgelegt worden.