Geesthacht
(cbx).
Zuerst prickeln nur die Lippen. Doch Sekunden später, als meine Schleimhäute die Schärfe aus der Currysoße aufgenommen haben, explodiert meine Mundhöhle. Innerhalb von Sekunden brennt alles, sogar meine Zungenspitze wird kurzfristig taub. Meine Geschmacksnerven verabschieden sich in den Feierabend. Mehr geht nicht, ich habe meine Grenze erreicht. "Das sind doch nur 100 000 Scoville", nennt Holger Meier die offizielle Maßeinheit für Schärfe und isst genüsslich zwei weitere Stücke Currywurst. Ich muss passen. Meine verbleibenden zwei Wurststückchen werden langsam kalt.

"Beim Wettkampf wärst du bereits in der dritten Runde rausgeflogen", sagt René Breitbach. Am 12. September organisiert der Betreiber des Curry Pavillons in der Bergedorfer Straße die 7. Deutschen Meisterschaften im Scharfessen. Zehn Teams aus Deutschland treten dann gegeneinander an, um herauszufinden, wessen Geschmacksnerven am meisten abkönnen. Pro Runde muss jeder Wettkämpfer drei scharf gewürzte Wurststücke verzehren. Der Einstieg beginnt bei 25 000 Scoville - ungefähr zehnmal schärfer als Tabasco. "Außerdem muss die Currysoße mit einem Brötchen komplett aufgegessen werden", erklärt Breitbach und reicht mir einen Stoß Servietten. Mir läuft jetzt der Schweiß in Strömen über die Stirn.

"Milch oder Weißbrot sind gut zum Neutralisieren, am besten ist Buttermilch", verrät mir Holger Meier. Leider ist nichts davon vorhanden, dann muss eben ein eiskalter Kakao ausreichen. Meier: "Nicht gleich runterschlucken, besser den Mund spülen."

Der 45-Jährige weiß, wovon er spricht. Der Geesthachter nimmt seit einigen Jahren regelmäßig an solchen Wettbewerben teil. Er startet im September in der Heimmannschaft vom Curry Pavillon. Seine schärfste Wurst bisher: 2,5 Millionen Scoville. "Allerdings habe ich davon nur ein Stück geschafft, dann musste ich aufgeben." Bei solchen Schärfegraden sind gewisse Vorsichtsmaßnahmen wichtig: Mund- und Augenschutz, Handschuhe. Die Dosierung erfolgt mit einer Pipette. Eine Obergrenze ist bei den Meisterschaften nicht vorgesehen.

Neben dem offiziellen Wettkampf gibt es noch ein besonderes Highlight: Außer Konkurrenz treten die beiden Bürgermeisterkandidaten Karsten Steffen (CDU) und Olaf Schulze (SPD) gegeneinander um den Titel "Schärfster Bürgermeister" an. "Ich bin selber gespannt, wo ich am Ende lande", so Steffen, der sich durchaus einen scharfen Biss zutraut. "Wird auf jeden Fall eine scharfe Sache, ich nehme die Herausforderung an", sagt Schulze.

Doch warum tut man sich das an? "Weil ich gern scharf esse", so Meier. Und noch etwas anderes steht im Vordergrund: der Spaß. Zumindest bei meinem Testessen war die Stimmung perfekt.

Meisterschaft im September

snacktime.geesthacht @yahoo.de.
Die 7. Deutsche Meisterschaft im Scharfessen beginnt am Sonnabend, 12. September, pünktlich um 11 Uhr. Zur Einstimmung spielt eine Live-Band, anschließend werden die Teams vorgestellt. Etwa um 12.30 Uhr treten die beiden Bürgermeisterkandidaten an, gegen 14 Uhr starten die Wettkämpfe. Für die Zuschauer gibt es Eis, Crêpes und eine Cocktailbar. Bisher haben sich acht Teams angemeldet. Team-Anmeldungen per E-Mail an