Von Kai Gerullis

Geesthacht.
Carsten Engelbrecht war fünf Jahre alt, als ihn seine Eltern zum Turnen anmeldeten. Der VfL Grünhof-Tesperhude ließ ihn fortan nicht mehr los. 50 Jahre ist der Geesthachter dieses Jahr Mitglied in seinem VfL, vier Jahrzehnte im Vorstand tätig. Am Freitag will er sich nun zurückziehen - und jüngeren Menschen mit viel Energie Platz machen, wie er sagt. "Ich bin jetzt 55 Jahre alt. Das ist oftmals das Alter, in dem andere erst anfangen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Für mich ist jetzt nach 40 Jahren Vorstandsarbeit aber Schluss", sagt der gebürtige Tesperhuder. "Ich wünsche mir jetzt einen Nachfolger, der noch richtig heiß darauf ist, neue Ideen umzusetzen."

Es war 1975, als der 15-jährige Engelbrecht den Posten des Schiedsrichterobmanns übernahm. Drei Jahre später wurde er - bei einem Stück Nusstorte - gefragt, ob er nicht Zweiter Vorsitzender werden möchte. "Zum Glück saß meine Frau mit am Tisch und nickte mir zu." Den Vorstand verließ Engelbrecht seit 1975 nicht mehr, und auch mit Anke Engelbrecht ist er noch immer verheiratet. "Ohne ihre Unterstützung hätte ich die Ämter nicht ausfüllen können", betont Carsten Engelbrecht. Denn die Arbeit an der Spitze kostet Zeit und Kraft.

Als Engelbrecht 1965 mit dem Turnen in Grünhof begann, gab es an der Westerheese einen Sportplatz und eine kleine Turnhalle. Engelbrecht engagierte sich als Fußballschiedsrichter, Turner, machte mit beim Volkstanz, gründete im VfL ein Männerballett. Der Verein wuchs, in den 70er-Jahren kam eine zweite Turnhalle hinzu. "Es gab ein stetiges Auf und Ab, Trends kamen und gingen und wurden von den Übungsleitern geprägt. Aber die größte Sparte ist und bleibt der Bereich Turnen", sagt Engelbrecht, der über Jahrzehnte die Turner auch trainierte. "Und ich bin einer, der sagen kann, dass er als Zweiter Vorsitzender das 75-jährige Vereinsbestehen mit vorbereitet und dann 2009 als Vorsitzender den 100. Geburtstag mit gestaltet hat." Ein Jahr zuvor hatte der Verein bereits einen großen Grund zum Feiern: An der Westerheese konnte 2008 eine neue Sporthalle eingeweiht werden - die beiden anderen waren in die Jahre gekommen und schlicht zu klein. "Das war einer der wichtigsten Momente als Vorsitzender", sagt Engelbrecht.

800 Mitglieder zählt der Verein heute. "Eigentlich zu viele für einen ehrenamtlichen Vorstand. Denn die Ansprüche der Mitglieder steigen, und die Konkurrenz durch Fitnesscenter und andere Anbieter wächst", sagt Engelbrecht. Er hat sich über die Jahre zum Vereinsmanager ausbilden lassen - und empfiehlt das auch seinen Nachfolgern. "Man muss heute so viel wissen. Der Spagat, Sportfamilie und gleichzeitig moderner Dienstleister zu sein, wird immer schwieriger."

Engagieren will sich Engelbrecht - der im Hauptberuf als Oberkommissar bei der Hamburger Polizei arbeitet - künftig im Kreissportverband. Vor knapp zwei Wochen wurde er dort zum Vorsitzenden gewählt. "Dort liegt der Schwerpunkt künftig in der Zusammenarbeit von Sport und Politik. Das finde ich sehr spannend."

Ganz nebenbei ist Carsten Engelbrecht auch noch Vorsitzender und aktuell König der Geesthachter Schützengesellschaft. Sportlich bleibt er dem VfL aber treu - beim Turnen und als Schiedsrichter. "Der VfL wird immer mein Verein bleiben."

Wer die Nachfolge von Carsten Engelbrecht antritt, darüber stimmen die Mitglieder am Freitag ab 19.30 Uhr im Sportlerheim an der Westerheese ab.