Von Christoph Brix

Geesthacht.
Ursprünglich gingen die Organisatoren von rund 200 Trauergästen aus. Doch gestern Abend kamen wesentlich mehr Menschen auf den Menzer-Werft-Platz zusammen, um gemeinsam mit den Angehörigen um Ercan B. zu trauern und ein Zeichen gegen den IS-Terrorismus zu setzen. "Das ist Gänsehaut pur", sagte Sedat Kirac. Der Cousin des Verstorbenen war sichtlich gerührt von der großen Anteilnahme. Rund 600 Geesthachter waren dem Aufruf zur Mahnwache auf dem Roten Platz gefolgt.

"Wir sind alle schockiert und zutiefst betroffen, dass gerade in unserem kleinen Städtchen Dinge passieren, die man sonst nur im Fernsehen sieht, dass der Terror des Islamischen Staates (IS) bis zu uns durchgedrungen ist", so Organisator Ali Demirhan in seiner Eröffnungsrede nach einer Schweigeminute. Vor genau einer Woche hatten Verwandte Ercan B. in seiner Wohnung tot aufgefunden. Der Familienvater hatte sich aus Sorge um seine Tochter Ece B. selbst getötet. Die 18-Jährige war Anfang Juni zusammen ihrer Billstedter Freundin Merve S. (17) nach Istanbul ausgereist, um sich von dort aus der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) in Syrien anzuschließen.

"Die Mitglieder dieser Terrormilizen haben in unserem Glauben nichts verloren", so Mustafa Cakmak. Der Imam der Geesthachter Moschee rief in seiner Rede, genau wie seine Vorrednerin Antje Laudin von der evangelischen Kirchengemeinde, gegen Gewalt und für Frieden zwischen den Religionen auf. Allerdings fand Cakmak auch kritische Worte. "Was uns beunruhigt: Die ganze Welt sieht (den IS-Greultaten; Anmerk. der Red.) unbeteiligt zu."

Nach den Trauerreden formten die Anwesenden eine Menschenkette rund um den Menzer-Werft-Platz als Zeichen des Protest und des Zusammenhalt. Anschließend legten Freunde und Bekannte, aber auch Fremde, Blumen vor einem Bild von Ercan B. nieder. Andere Trauergäste entzündeten Kerzen, viele sprachen auch ein kurzes Gebet. Kirac: "Wir wollen uns bei allen für die Unterstützung bedanken."