Von Kai Gerullis

Escheburg/Edmonton.
Ein paar Papiere, einen Koffer voll warmer Klamotten - und die E-Mail-Adresse einer Maurerfirma. Viel mehr hatte Mark Pfeiffer nicht im Gepäck, als er sich Anfang 2007 ins Flugzeug setzte. Das Ziel: Kanada, ohne Rückflugticket. Der Traum des Escheburgers: ein Jahr in der Ferne arbeiten, um so die Wirtschaftskrise in der Heimat zu überbrücken. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen, die Finanzkrise ist Geschichte - doch der Escheburger ist immer noch in Edmonton, Alberta, am Rande der Rocky Mountains. "Ich fühle mich dort total wohl. Klar ist Escheburg immer noch meine Heimat, aber mein Leben ist in Kanada und da will ich jetzt auch bleiben", sagt der 33-Jährige, der jetzt zur Hochzeit seines Bruders zum ersten Mal seit drei Jahren wieder nach Deutschland kam.

Mut musste Mark Pfeiffer schon kurz nach seiner Ankunft beweisen: Da auch in Kanada die Konjunktur schwächelte, stand sein Job als Maurer nach ein paar Monaten auf der Kippe - also entschloss sich der Maurermeister, fernab der Heimat in die Selbstständigkeit zu starten - mit Schulenglisch und noch wenig Erfahrungen als Jungunternehmer. Eine gute Entscheidung, wie Mark Pfeiffer heute sagt. "Ich habe mir einen guten Kundenstamm aufgebaut und meistens ist so viel zu tun, dass ich kaum Freizeit habe. Zumindest im Sommer." Gefragt sei der Maurer vor allem für Kamine mit Natursteinoptik oder Hausfassaden - das hätten seine kanadischen Kollegen kaum im Angebot. "Deutsches Handwerk steht in Kanada ganz hoch im Kurs", sagt der Auswanderer stolz. Aus vielen Kunden seien Freunde geworden, regelmäßig ist der Escheburger zum Eishockey oder zu Grillpartys in der Nachbarschaft eingeladen. "Von den Steaks in Kanada können die Deutschen nur träumen", sagt er. Allerdings seien die Lebensmittel in Nordamerika deutlich teurer als in Deutschland. "Außerdem fällt mir jetzt besonders auf, wie gestresst die Menschen in Deutschland sind. Hier wird überall gehetzt."

Erschwinglicher ist in Kanada dagegen Grund und Boden - denn freies Land gibt es rund um Edmonton genug. "Ich bin jetzt stolzer Besitzer eines kleinen Hauses mit vier Hektar Grundstück", erzählt Mark Pfeiffer. Einen Traktor hat er sich gleich dazu gekauft - anders sei die Gartenarbeit nicht mehr zu wuppen. Auch bei seinem Dienstwagen setzt er auf Pferdestärken - der Ford-Pickup hat 400 PS unter der Haube. "So ein Haus und die Firma hätte ich mir in Deutschland kaum leisten können. Deshalb werde ich auch so schnell nicht zurückkommen", verrät Pfeiffer - auch wenn es mit der großen Liebe in Kanada noch nicht so richtig geklappt hat. "Dafür bin ich zu spät gekommen. Die Kanadierinnen heiraten sehr früh - oft ihre Jugendliebe aus der Schule."

Auch wenn Mark Pfeiffers Weg nach Kanada äußerst erfolgreich verlief, rät er jedem, einen ähnlichen Schritt gut zu planen - und sich nicht von Auswanderer-Shows im Fernsehen blenden zu lassen. "Viele sehen den Schritt zu locker. Urlaub und Arbeit in einem fremden Land sind ein großer Unterschied. Nur wenn man die Ansprüche klein hält, kann es klappen", sagt Pfeiffer. Wer das Arbeitsleben in Kanada kennenlernen möchte: Mark Pfeiffer sucht regelmäßig Praktikanten, die ihn bei der täglichen Arbeit unterstützen. Er ist per E-Mail erreichbar: