Börnsen
(knm).
Egal ob Frühstückseier, Gemüse, Aufschnitt oder Shampoo: Im Frischemarkt an der Lauenburger Landstraße 32 finden Börnsener eine gute Auswahl für den täglichen Bedarf. Doch Tarik Sarikayas Regale waren schon mal praller gefüllt. Seit 15 Jahren betreibt der 44-Jährige den 100-Quadratmeter-Laden an der B 5, hält damit im unteren Dorfteil die Nahversorgung aufrecht. Wie lange noch, ist fraglich: "Wenn es so weitergeht, ist spätestens in fünf Jahren Schluss", mutmaßt der Ladenbesitzer.

Gerade in den vergangenen Jahren sei es schwer geworden: "Die Kosten steigen, und die Kunden sterben weg." Jüngere würden eher auf dem Arbeitsweg einkaufen. Auch die Eröffnung von Aldi und Lidl in Neu-Börnsen mache ihm zu schaffen. "Einige Lieferanten kommen nicht mehr, weil es sich für sie nicht lohnt."

Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nord, weiß, dass es kleine Nahversorger, die keiner Kette oder Genossenschaft angeschlossen sind, heute schwer haben. Die Abnahmemengen sind groß, die Gewinnspannen gerade im Lebensmitteleinzelhandel gering. "Es wäre aber falsch, nur die Discounter dafür verantwortlich zu machen. In manchen Regionen sind sie die einzigen, die noch eine Versorgung gewährleisten." Dennoch weiß Böckenholt, wie wichtig lokaler Einzelhandel gerade für die Gemeinschaftspflege und das soziale Leben in einem Ort sind: "Deshalb gibt es das Modell des Markttreffs mit kleinen Einheiten, zum Teil unterstützt von Gemeinden." Das sei vielerorts sehr erfolgreich. Außerdem seien auch die Verbraucher gefragt, vor Ort einzukaufen.

Tarik Sarikayas will nicht jammern, er ist Realist: "Man muss hier ja keinen Großeinkauf machen, aber mal eine Kleinigkeit - gerade die Postkunden." Eine Post hat Sarikayas seit zehn Jahren im Laden. Immerhin ist er Fachmann, hat bei der Post gelernt, bis die Privatisierung kam. Da wurde er entlassen. Die kleine Poststelle in seinem Markt läuft gut. Allerdings schätzt er, dass nur jeder zehnte Postkunde auch etwas einkauft. Einträglich sei das Brief- und Paketgeschäft für ihn nicht, bedeute aber viel Arbeit. Der Postschalter ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet, bezahlt würden von der Post aber nur vier Stunden. Der Frischemarkt hat montags bis freitags von 6 bis 18.30 Uhr geöffnet und sonnabends von 6 bis 13.30 Uhr. Eine 50-Stunden-Woche hat der Familienvater da schnell voll. "Manchmal wäre ich wirklich lieber angestellt", sagt er. Doch Sarikayas hängt an dem Geschäft und seinen Stammkunden. Immerhin gibt es schon seit den 50er-Jahren an diesem Ort einen Lebensmittler.

Amtsvorsteherin Martina Falkenberg wirbt dafür, im eigenen Dorf einzukaufen: "Sonst ist das, was man einst am Dorfleben schätzte, nämlich die kurzen Wege und der persönliche Kontakt zueinander, bald eher in der Stadt möglich." Schließlich brauche man dafür örtliche Nahversorgung, wie etwa eine Sparkasse, eine Polizei und eben einen Lebensmittelhändler.