Von Jan H. Schubert

Geesthacht.
Wenn Jelica Rebel morgen oder übermorgen in ihrem Wohnort Aurich einfährt, hat die 66-Jährige ziemlich genau 3000 Kilometer auf dem Rad hinter sich. Eine Strecke, auf der sie vielen Bekannten zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht begegnete, ihren Geburtstag feierte und sich stets gegen jede Witterung und andere Störfaktoren stemmte. Und 3000 Kilometer, auf denen Jelica Rebel sehr nachdrücklich etwas für den Tierschutz tat.

Am 8. April war sie gestartet. Zuerst war der Trip als Drei-Nationen-Rundreise (Deutschland-Schweiz-Österreich) gedacht. Tatsächlich wurden es dann sechs Länder, weil ungeplante, kurze Streckenteile in den Niederlanden, Frankreich und Lichtenstein hinzukamen. Eine Reise durchs Münsterland, am Rhein entlang bis hinunter nach Basel, über die Rheinquelle zum Bodensee, über Thüringen nach Dresden und über den Elberadweg und die Ostsee in Richtung Heimat. "Wie ich genau gefahren bin, weiß ich erst danach", sagt Rebel.

Die Mammuttour ist für einen Gnadenhof für Hunde im ungarischen Szeged. Den betreibt die Deutsche Marika Emich. Jelica Rebel sagt: "Sie lebt dort allein mit 28 Hunden, die schwer oder gar nicht mehr zu vermitteln sind." Im November wurde Jelica Rebel, die immer Hundebesitzerin und -liebhaberin war, auf diesen Hof aufmerksam, weil sie von dort ein Tier bekam. Vor allem auf die schwierigen Lebensumstände der Tiere auf dem Gnadenhof: Die Betreiberin kann sich kaum Futter für die Vierbeiner leisten.

Also plante Jelica Rebel eine Route, verabschiedete sich an jenem April-Morgen von Ehemann Gerhard, dem landwirtschaftlichen Betrieb und den drei eigenen Hunden und schwang sich aufs E-Bike. Jeden Tag bewältigte Rebel Etappen zwischen 40 und 70 Kilometer Länge. Doch der eigentliche Clou, der das Engagement dokumentiert, sind die jeweiligen Etappenziele. "Wenn ich frei übernachten darf, dann spende ich grundsätzlich fünf Euro für die Hunde", sagt Rebel. Es dürften so während der Tour stolze 1500 Euro zusammenkommen, weil sich während der Rundreise der Pensionärin weitere Tierschützer spendabel zeigten. So spendete eine Schweizerin gleich 700 Franken, was etwa 670 Euro entspricht.

Und beim Punkt der Übernachtungen kommen die Facebook-Freunde der 66-Jährigen ins Spiel. So wie Jennifer Eggers aus Geesthacht: Die Polizeibeamtin sponserte Rebel den Aufenthalt in "Krümmels Hof" und traf die Ostfriesin wie viele andere Unterstützer zuvor zum ersten Mal persönlich. "Sie ist eine Tierschützerin durch und durch", sagt Eggers anerkennend.

Nun spult Jelica Rebel die letzten Kilometer ab, Geesthacht bot eins der letzten Übernachtungsdomizile. "Ich war viel schneller als ich dachte", sagt die 66-Jährige, die unfall- und pannenfrei, dafür mit vielen schönen Natureindrücken durchkam.

Nähere Informationen zu der Reise, den Stationen, Erlebnissen sowie Spendenangaben zur Radtour von Jelica Rebel auf