Von Kai Gerullis

Geesthacht.
In Geesthacht gibt es einen Frauen-, einen Umwelt- und einen Seniorenbeirat. Die Mitglieder genießen Rederecht in den Ausschüssen, können sich für ihre Interessen stark machen. Nur die jüngsten Geesthachter haben politisch bislang keine Stimme. Das stört die Grünen gewaltig - sie beantragen für die nächste Ratsversammlung (12. Juni, 18 Uhr, Rathaus) die Einrichtung eines Kinder- und Jugendbeirats. "Wir haben für wichtige Bereiche Beiräte installiert, teilweise mit Vorbehalten, und sehen heute, wie gut es funktioniert. Im Rahmen der Gleichberechtigung wollen wir das auch unseren Jugendlichen ermöglichen", sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Ali Demirhan.

Die Grünen möchten mit ihrem Vorstoß vor allem die bislang nicht organisierten jungen Leute erreichen. "Wichtig ist, zukünftig den jungen Geesthachtern ein Sprachrohr gegenüber der Stadtverwaltung und den Politikern zu bieten und ihnen dadurch eine echte Chance zur Mitwirkung zu verschaffen, damit sie ihre Ideen in politischen Entscheidungsgremien einbringen können", sagt Demirhan. "Wir möchten hiermit die gesellschaftliche und politische Beteiligung der jungen Menschen erreichen. Der politische Frust ist nicht nur bei den Erwachsenen stark zu spüren. Dies zeigt sich auch in der Vergangenheit durch die geringe Wahlbeteiligung aller Altersgruppen."

Die Grünen wollen durch das neue Gremium die Rolle der Jugendlichen in der Politik verankern. Kinder und Jugendliche sollen - wie die Mitglieder der bisherigen Beiräte auch -, Antrags- und Rederecht in den Ausschüssen erhalten, bei Beschlüssen der Politik soll zudem eine Beteiligung geprüft werden. "Es geht nicht darum, den Jugendlichen etwas zu verordnen, sondern ein weiteres Angebot zu unterbreiten. Es soll ein Gremium geschaffen werden, in dem Jugendliche für Jugendliche kämpfen", so Demirhan.

Jens N. Fischer, der 2012 nach 27 Jahren als städtischer Jugendpfleger in den Ruhestand ging, sieht den Vorstoß mit gemischten Gefühlen. Er verweist auf die vielen Beteiligungen, die es in Geesthacht bereits gibt - bei der Spielplatzplanung, im Jugendhaus "Düne" oder beim Spielmobil. "Ich habe es immer so gesehen, dass wir es den Jugendlichen ermöglicht haben, auf Augenhöhe für sich selbst zu sprechen", so Fischer. Ein Gremium steht und fällt mit den Mitgliedern, gibt er zu bedenken. "Und ich weiß auch, dass so ein Beirat bei den Erwachsenen für sehr viel Arbeit sorgen kann", sagt Fischer, der eine pädagogische Begleitung des Projekts empfiehlt.

"Es soll ein Gremium geschaffen werden, in dem Jugendliche für Jugendliche kämpfen." Ali Demirhan, Fraktionschef der Geesthachter Grünen