Geesthacht
(knm).
Alle Parteien wünschen sich eine aktive Teilnahme von Jugendlichen an politischen Entscheidungen. Problem dabei: Weder die SPD noch die CDU, die Grünen oder die FDP haben eine aktive Jugendorganisation vor Ort. Ali Demirhan, Fraktionsvorsitzender der Grünen, möchte deshalb einen Kinder- und Jugendbeirat einrichten. Einen Antrag für die Ratsversammlung hat er bereits vorbereitet (wir berichteten). Bei den Mitgliedern des Sozialausschusses stieß der Vorstoß des Grünen-Politikers am Dienstagabend auf wenig Zustimmung.

"Einen Jugendbeirat per Ratsbeschluss zu verordnen, halte ich für überaus schwierig", sagte Hartmuth Döpke (SPD). Geesthachts Jugendpfleger Christian Fritsch stimmte dem Ausschussvorsitzenden zu: "Jugendliche beteiligen sich, wenn sie unmittelbar betroffen sind. Das haben wir zum Beispiel bei der Einrichtung der Dirtbike-Strecke gesehen oder bei der Umgestaltung der Spielplätze am Torfstieg und Am Ried." Der Fachmann hält nichts von allzu festen Strukturen der Beteiligung. Niedrigschwellige, themenbezogene Projekte seien effektiver. "Eine Jugendkonferenz ist zum Beispiel flexibler als ein Beirat, der hohe Anforderungen an Politik und Verwaltung stellt."

Jugendliche nicht per se unpolitisch

Fritsch widerlegte die Annahme, dass Geesthachts Jugendliche per se unpolitisch seien. "Jugendarbeit führt an politische und gesellschaftliche Themen heran, aber nur, wenn die Themen von den Jugendlichen kommen und nicht vorgegeben werden." So habe es zuletzt etwa Projekte zu Alltagsrassismus und häuslicher Gewalt gegeben. Aktuell überlege eine Gruppe von Jugendlichen zum Beispiel, wie man die Bürgermeisterwahl auch jüngeren Menschen näherbringen könne.

Sven Minge (CDU) schlug vor, noch einmal gesondert zu beraten, anstatt einen Beirat per Ratsbeschluss zu verordnen. Auch Christoph Wieck, Fachbereichsleiter Soziales, hält eine Beteiligung "ohne Formalitäten" für sinnvoller.

Ali Demirhan kann diese Haltung nicht nachvollziehen: "Die Idee des Jugendbeirats gibt es schon seit über 20 Jahren. Natürlich bedeutet er Arbeit für die Verwaltung, weil er aktiv betreut werden muss." Demirhan schätzt, das die Jugendpflege etwa fünf bis sechs Stunden pro Woche investieren müsste. Aber wenn man Jugendliche in die Pflicht nehmen, ihnen aber auch Rechte einräumen will, sei dies der Weg. "In Hunderten anderen Städten in Deutschland gibt es Jugendbeiräte." Das schließe andere, flexible Formen der Beteiligung nicht aus: "Mit einem Beschluss in der Ratsversammlung können wir ein grundsätzliches Bekenntnis abgeben und Details dann im Ausschuss klären."