Von Kai Gerullis

Geesthacht.
Sie kommen aus Syrien, dem Kosovo oder aus Afrika: Mehr als 200 Flüchtlinge leben derzeit in Geesthacht, Tendenz weiter steigend. Um ihnen den Alltag in der Fremde zu erleichtern, initiierte die Stadt ein Netzwerk zur Willkommenskultur, schnell fanden sich 80 Ehrenamtliche zusammen. Doch ein halbes Jahr später ist die Euphorie gewichen, das Team der Flüchtlingshilfe besteht derzeit nur noch aus einem harten Kern von 15 Engagierten. Die wollen jetzt gemeinsam mit der Stadt neue Inhalte für ihre Arbeit finden. Einen geplanten Verein für Flüchtlingshilfe wird es vorerst allerdings nicht geben.

"Wir haben in den vergangenen Monaten viel gelernt", sagt Joachim Schmitt. Er koordiniert und organisiert die Flüchtlingshilfe - und ist jetzt an erste Grenzen gestoßen. "Wir haben uns diverse Angebote ausgedacht, die leider überhaupt nicht angenommen wurden, beispielsweise einen Männer-Treff", sagt der 65-Jährige.

Dadurch gab es für viele Ehrenamtliche schlicht nichts zu tun oder keine passende Tätigkeit. Einige Helfer zogen sich zurück, andere waren plötzlich nicht mehr erreichbar. Zudem gab es eine Überschneidung mit den Angeboten örtlicher Organisationen, die auch erst koordiniert werden mussten.

Die Folge: Von den in einem vierseitigen Flyer angebotenen zahlreichen Kursen und Anlaufstellen für die Flüchtlinge sind nur noch drei Angebote aktuell. "Von den ursprünglich fünf Sprachkursen bieten wir noch einen an. Die anderen Teilnehmer sind teilweise zur Volkshochschule gewechselt", sagt Schmitt. Zudem helfen die Ehrenamtlichen bei Behördengängen, auch das Sachspendenlager im ehemaligen VHS-Gebäude soll es weiter geben - im verringerten Umfang. "Wir wollen künftig keine Möbel mehr verteilen, das hat sich als zu aufwendig herausgestellt, da wir uns um Transport und Lagerung kümmern mussten", sagt Schmitt. Flüchtlinge, die Möbel benötigen, werden ans Sozialkaufhaus verwiesen. Das beliebte Frauen-Café wurde von der Kirche übernommen.

"Die drei verbleibenden Angebote wollen wir gern weitermachen", sagt Schmitt. Die ursprüngliche Idee, hierfür einen Verein für Flüchtlingshilfe zu gründen, hält der Geesthachter allerdings nicht mehr für sinnvoll. Schmitt schlägt stattdessen vor, den drei verbleibenden Gruppen Sprecher zuzuordnen, die dann die ehrenamtliche Arbeit zusammen mit der Stadt weiter koordinieren. Er selbst würde sich gern zum Jahresende als Koordinator zurückziehen - die Flüchtlingsarbeit soll aber weiterlaufen.

Das hat auch bei der Stadt höchste Priorität: "Auch wir haben festgestellt, dass einige Angebote gut angenommen werden, andere nicht", sagt Andreas Dreyer aus dem Sozialamt der Stadt. "Wir sehen aber nach wie vor ein hohes Engagement für die Flüchtlinge, das wir hoch anerkennen und das wir auch weiter voranbringen wollen." Priorität habe es deshalb, das Angebot gemeinsam zu überarbeiten und die Ehrenamtlichen noch besser zu vernetzen. "Für uns ist auch die Vereinsgründung noch nicht vom Tisch", betont Dreyer.