Geesthacht
(jhs).
Wer sollte es besser wissen als Oliver Penns? Es ist schwierig mit der inhaltlichen Umsetzung von Inklusion. Penns (58) ist Fachkraft Berufs- und Arbeitsförderung in den Geesthachter Werkstätten, hat täglich mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen zu tun. Er sagt: "Der Inklusionsgedanke ist nicht einfach, weil die Schaffung von niederschwelligen Arbeitsplätzen nicht ausreicht. Diese müssen auch auf die individuellen Bedürfnisse von Behinderten zugeschnitten sein." Der Vorarbeiter versteht sich als Mittler mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.

Wie der Weg dorthin funktionieren kann, zeigt dieses Beispiel: In der Jugendherberge nehmen drei Bedienstete der Werkstätten sogenannte ausgelagerte Arbeitsplätze wahr - Gabriele Stolz (56), Marco Niethammer (39) und Andreas Glindemann (18). Letztgenannter baut mit Penns gerade eine neue Attraktion auf der Hausterrasse: einen Pizzaofen, in dem die Gäste künftig ihre Kreationen selbst backen können. Bei 550 bis 600 Grad sollen die Pizzen innerhalb von drei Minuten fertig sein. Am Sonntag, 21. Juni, gibt's übrigens ab 15 Uhr die offizielle Pizza-Party.

Dieses Ofen-Projekt zu koordinieren - alles andere als selbstverständlich: "Für Helferberufe muss man heutzutage besser qualifiziert sein", weiß Penns, "diese Tätigkeiten unterliegen strengeren Kontrollen, was Dokumentation, Hygiene- oder auch Sicherheitsaspekte angeht." Penns sucht Nischenarbeitsplätze für Behinderte, begleitet sie dabei und überprüft Arbeitsabläufe. So wie bei Glindemann. Bei dem jungen Mann sei die "Freude, arbeiten zu dürfen, spürbar", findet Penns. Glindemann selbst sagt stolz: "Ich bin ein echter Ofenbaumeister." Das lässt sich belegen, denn schließlich baute er mit seinem Vorarbeiter einen Prototyp des Ofens in der Werkstatt.

Das Team Penns/Glindemann erledigte den Job in der Herberge innerhalb von 14 statt drei Tagen. Denn natürlich kann der kognitiv eingeschränkte Mann nicht die Leistung eines normalen Handwerkers bringen. Penns sieht dies aber keineswegs als problematisch: "Ich habe als Gruppenleiter die Möglichkeit, den Menschen und seine Macken kennenzulernen."

Denn bei Glindemann treten auch die Schwierigkeiten auf, die bei Menschen mit Handicap vorkommen: eingeschränkte Merkfähigkeit bei den Arbeitsschritten, fehlendes Vermögen zur Umstellung, spürbare Kommunikationsdefizite. "Alles, was außerhalb der Norm liegt, ist normalerweise schwierig", weiß Christian Walczak, Leiter der Herberge. Aber das Ziel bleibt für die "Normalos" dasselbe. Penns: "Die Leute mit Behinderung sollen in die Normalität mit eintauchen. Und ich will Selbstbewusstsein erzeugen, auch wenn das sehr zeitintensiv ist."