Von Christoph Brix

Geesthacht.
Gegen das Vergessen - in Hamburg erinnern 4825 "Stolpersteine" an die Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. In Bergedorf liegen bereits 18 der zehn mal zehn Zentimeter großen Mahnmale im Straßenbelag. Auch in Geesthacht sollen die Steine mit der Messinginschrift des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt werden.

"15 Opfer des Dritten Reichs sind auf einer Ehrentafel im Ratssaal verewigt", sagt Helmut Knust vom Heimatbund und Geschichtsverein. Die persönlichen Schicksale der einzelnen Personen sind in Kurzbiografien einigermaßen gut bekannt, doch für die Verlegung der Geesthachter "Stolpersteine" müssen die bereits vorhandenen Informationen noch einmal überprüft werden.

Signe Schuster hat die aufwendige Recherchearbeit 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernommen. Die ehemalige Lehrerin hat bereits in der Hansestadt die Hintergründe für zwei Mahnsteine recherchiert: "Eine ehemalige Kollegin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass sie bei ihren eigenen Nachforschungen auf zwei Geesthachter Namen gestoßen ist." An der Ecke Normannenweg/Wikingerweg erinnert ein Stein an die Erschießung von Wilhelm Tiedemann wegen Fahnenflucht, ein weiterer Stein in Süderstraße vor der Hausnummer 318 an die Verhaftung von Walter Medau, Mitglied der KPD, wegen Hochverrats und Wehrkraftzersetzung. Medaus Name steht ebenfalls auf der Gedenktafel im Rathaus.

Aber bei ihren Nachforschungen entdeckt Signe Schuster immer wieder noch unbekannte Schicksale. Unter anderem ist sie auf ein Geesthachter Opfer des Euthanasie-Programms gestoßen. "Um weitere Recherchen im Landes- und Bundesarchiv durchführen zu können, brauche ich das Mandat der Stadt", so Schuster in der Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport, Kultur und Kontaktpflege am Dienstagabend. Schließlich geht es um sensible Daten, auch mögliche Angehörige müssen angehört werden.

"Das ist ein wichtiges Projekt gegen das Vergessen", so Gabriele Peterburs (SPD). Auch die übrigen Ausschussmitglieder sprachen sich dafür aus, dass Schuster im Auftrag der Stadt weiterforschen kann. Der offizielle Auftrag wird von der Ratsversammlung in der nächsten Sitzung erteilt.

"Doch bis die ,Stolpersteine' verlegt werden können, vergeht noch etwas Zeit", so Knust. Zuerst muss die Finanzierung der Verlegung der Steine gesichert sein, städtische Zuschüsse sind nicht eingeplant. Kostenpunkt pro Stein: rund 120 Euro. Bereits zwei Parteien und die St.-Thomas-Gemeinde in Grünhof-Tesperhude haben sich bereit erklärt, die Patenschaft für einen Gedenkstein zu übernehmen. Auch der Geschichtsverein übernimmt die Kosten für einen "Stolperstein".