Geesthacht (knm). Der Stadtfriseur liegt gegenüber vom Geesthacht Museum. Und es könnte sein, dass die Historiker dort derzeit neidisch auf die andere Straßenseite schielen.

Geesthacht (knm). Der Stadtfriseur liegt gegenüber vom Geesthacht Museum. Und es könnte sein, dass die Historiker dort derzeit neidisch auf die andere Straßenseite schielen.
Denn Cetin Israfil, Inhaber des Friseursalons, hat jetzt drei echte Schmuckstücke in seinem Geschäft stehen: US-amerikanische Frisierstühle aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und damit nicht genug - einer der Stühle soll Zeitzeuge eines ganz besonderen Kriminalfalls gewesen sein.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trieb die Mafia ihr Unwesen in den USA. Während Al Capone in Chicago den Untergrund beherrschte, hatte Cosa-Nostra-Boss Albert Anastasia in New York das Sagen. Der Bandenkrieg hinterließ blutige Spuren: Eine davon im "Eagle 144 Barber-Shop" in Manhattan. In diesem Friseursalon ist Anastasia erschossen worden - und original aus diesem Geschäft stammt angeblich einer der drei Stühle im Stadtfriseur. Cetin Israfil hat eine Collage aus Bildern und Zeitungsartikeln aufgehängt, die die Geschichte des Mafia-Bosses erzählt und sogar historische Aufnahmen der Frisierstühle am Tatort zeigt.

"Ich habe ursprünglich zwei Stühle bei Ebay gefunden und bin darüber an einen Händler in der Nähe von München geraten. Er vertreibt diese Originale", erzählt Cetin Israfil. Der Grund für die Recherche: "Ich möchte meinen Friseursalon ein bisschen umgestalten und eine Barber-Shop-Ecke einrichten." Auf diese Idee kam der Salonbesitzer aufgrund eines aktuellen Trends: "Viele Männer tragen wieder Bärte, auch Vollbärte und lassen sich diese bei uns stutzen." Als Israfil auf die Stühle aus den USA stieß, war er deshalb begeistert. "Da musste ich einfach zuschlagen, ich brauchte allerdings noch einen Dritten." Der Experte aus Bayern stellte einen Kontakt mit einem Sammler her und trieb das dritte Stück mit Mafia-Vergangenheit auf. "Mir war es wichtig Originale zu kaufen, keine nachgemachten aus Plastik." Seine Stühle haben je 4300 Euro gekostet, sind massiv. Der Fuß ist aus Emaille, das Gestell aus Gusseisen. Sie haben Federkernkissen. "Die Kunden finden die Stühle cool und bequem - und lieben die Geschichte von Albert Anastasia."