Von Timo Jann

Geesthacht.
52 Jahre lang dienten die beiden Forschungsreaktoren den Wissenschaftlern des GKSS-Forschungszentrums (heute Helmholtz-Zentrum) als Neutronenquellen für Experimente. Doch seit der Stilllegung von FG 1, dem letzten der beiden FG-Reaktoren, im Juni 2010, geht es darum, das Areal in eine "grüne Wiese" zu verwandeln. Ein langer Weg. Gestern trafen sich auf Einladung des Kieler Umweltministeriums Experten zahlreicher Behörden und Organisationen sowie Mitglieder der "Begleitgruppe zum Rückbau der Atomanlagen", um über die anstehende Umweltverträglichkeitsprüfung zu beraten. "Das ist ein erster kleiner Meilenstein, der richtig große Meilenstein, der Erörterungstermin, ist bisher grob für das erste Halbjahr 2016 geplant", sagt Dr. Dr. Jan Backmann, der Leiter der Abteilung für Reaktorsicherheit und Strahlenschutz im Umweltministerium.

Ein Punkt auf der Agenda: mehr Transparenz. "Wir wollen zu einer möglichst breit akzeptierten Entscheidungen kommen", so Backmann. Deswegen würden Interessengruppen wie Umweltverbände und Bürgerinitiativen in den Entscheidungsprozess eingebunden, was so gesetzlich nicht vorgeschrieben sei.

Außerdem sollen mehr Experten gehört werden. Neben Sachverständigen des TÜV Nord, Vertretern des Umweltministeriums in Kiel und Hannover, der Arbeitsschutzbehörde sowie vom Umweltamt und der Bauaufsicht der Stadt, waren auch Vertreter des Kieler Innenministeriums gestern dabei. "Wir wollen den Sach- und Fachverstand von möglichst vielen Menschen in das Verfahren einbinden", so Nils Ortlepp vom Umweltministerium.

Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung wird beleuchtet, welche Einflüsse der Rückbau auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser, Luft, Landschaft und Kulturgüter hat. "Die beantragten Ableitungswerte für radioaktive Gase sind deutlich geringer als im Leistungsbetrieb", berichtete Jürgen Rother vom TÜV Nord. Im Klartext: Während des Betriebes der Atomanlagen (zwei Forschungsreaktoren und eine als "Heißes Labor" bezeichnete Werkstatt) im Forschungszentrum wurde mehr radioaktives Gas freigesetzt, als es für den Rückbau zu erwarten ist. Die Anlagen sind mittlerweile auch frei von Brennelementen.

"Die Räume des 'Heißen Labors' wollen wir für die Reststoffbearbeitung noch nutzen", sagt Peter Schreiner, Leiter des Rückbaus im HZG. In der Werkstatt gibt es Spezialgeräte und Strahlung abschirmende Wände, die eine Handhabung strahlender Bauteile vereinfachen. Die frühere GKSS-Experimentierhalle soll als "Transportbereitstellungshalle" hergerichtet werden. Kritiker bezeichnen dies als Zwischenlager, da die Suche nach einem atomaren Endlager in Deutschland noch immer andauert.

Der weitere Ablauf im Rückbauverfahren sieht vor, dass die besprochenen Aspekte zur Umweltverträglichkeitsprüfung nun ausgearbeitet werden sollen. Sie sind dann Teil des Erörterungstermins im kommenden Jahr. Backmann: "In Schleswig-Holstein haben wir vier große Stilllegungsgespräche zu bewältigen. In Brunsbüttel sind wir am weitesten, für Krümmel hoffe ich auf einen Stilllegungsantrag."