Von Timo Jann

Geesthacht.
Die schleppende Großbaustelle in der Fußgängerzone, die stetig wächst statt fertig zu werden, bringt die Geschäftsleute an den Rand der Verzweifelung. Das kam bei der öffentlichen Baustellenbegehung in der Bergedorfer Straße am Donnerstagabend deutlich zur Sprache: "Ich bin am Ende, ich habe seit acht Monaten die Baustelle vor der Tür und muss jeden Abend drei Stunden lang den Dreck von der Straße wegmachen", klagte Stefan Mielcarek, der Wirt des "Berliner Eck". Er ließ seiner Wut freien Lauf. Etwa 60 Geschäftsleute und Vertreter der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVG) sowie vom Planungsbüro, der Baufirma und der Stadt hatten sich auf der Baustelle getroffen.

"Nachher haben wir vielleicht eine tolle Straße, aber die Geschäfte sind tot", fürchtete Schneidermeister Ayhan Agkus von "Schneider Glück". Hintergrund: Obwohl die Bauarbeiten schon seit September 2014 laufen, liegen erst in einem Bruchteil der aufgerissenen Fläche die neuen Steine. Kunden scheuen den Gang durch die Baustelle. "Für die Einbußen müssen wir auch noch teuer bezahlen", spielte Bäckermeister Jörg Zimmer auf die erwarteten hohen Ausbaubeiträge an, die fällig werden. "Wir brauchen doch mal einen verbindlichen Zeitplan, wann die Baustelle wo vor der Tür ist. Das läuft doch jetzt hier ganz anders, als es geplant war", kritisierte Jan Purwin von "Schuh und Sport Purwin". "Mir hat man gesagt, dass es halt Pech ist, wenn ich pleite gehe", sagte Ali Acar von der "Blue Bar".

Fünf Monate soll es jetzt dauern, ehe das neue Pflaster von "easy fitness" bis zur Bohnenstraße liegt. Nur zwei weitere Monate sollen dann reichen, um bis zur Nelkenstraße zu kommen. "Es ist doch nicht nötig, für den schmalen Streifen, in dem tatsächlich gebuddelt wird, die Straße fast von Fassade bis Fassade aufzureißen", forderte Paul Apel von der WVG ein kleineres Baufeld. "Das ist ja über Monate schon so", bemängelte er.

Bauamtsleiter Peter Junge stand ebenso wie Neitzel auf relativ verlorenem Posten - zu übermächtig war der Protest. Die Politiker aus dem Bauausschuss nahmen das auf, hielte sich aber ansonsten zurück. Junge nahm aus der Debatte in der Einkaufsstraße vor allem die Forderung der Geschäftsleute nach breiteren Gehwegen vor den Geschäften mit, die im Idealfall auch gepflastert sein sollten.

Ehe in der Fußgängerzone wieder Ruhe einkehrt, wird es noch dauern. Zu groß ist der Druck, unter dem die Geschäftsleute leiden. Wie am Marktsonntag, als der Baubereich ausgestorben war.