Von Jan H. Schubert

Geesthacht.
Die Faszination Motorradfahren gehört seit 20 Jahren zum Leben von Pastor Gunnar Penning. Es ist nicht nur ein simples Hobby für ihn, vielmehr eines der intensivsten Erlebnisse überhaupt. Fahrtwind, kurvige Strecken, die Kraft der Maschine. "Die Natur und alles Drumherum ist während des Fahrens direkter erlebbar. Das ist für mich Genuss pur", sagt der Mann, der gern auf seine 98 Pferdestärken starke BMW 1200 LT steigt und jedes Jahr eine größere Tour unternimmt.

Doch wie so vieles im Leben ist auch das Motorradfahren ein zweischneidiges Schwert. Das Glücksgefühl kann innerhalb eines schicksalsträchtigen Moments auch schnell zu blankem Horror werden. "Motorradfahrer leben auf einem schmalen Grat", so der Pastor der evangelischen Kirchengemeinde St. Salvatoris. Dies den Bikern ins Bewusstsein zu rufen ist eine der Intentionen des Motorrad-Gottesdienstes zu Himmelfahrt, 14. Mai.

Feier nach Hamburger Vorbild - Die Kirche ist immer voll

Dieser Gottesdienst wird zum 13. Mal in dem Gotteshaus am Kirchenstieg 1 von Gunnar Penning abgehalten. Der Pastor wurde darauf von Angela Wisniewski, selbst Motorradfahrerin und Vorsitzende des ADHS Selbsthilfevereins "Berg & Tal", gebracht. Natürlich diente der Hamburger Motorradgottesdienst, der Jahr für Jahr circa 30 000 Besucher an den Michel lockt, als Vorbild. Mit entsprechendem Lokalkolorit ist in Geesthacht alles eine Nummer kleiner, hat aber seinen eigenen Charme. Etwa 150 Motorradfreunde finden seit 13 Jahren den Weg nach St. Salvatoris. Eine kleine, aber feine Bikergemeinde, die sich nicht nur aus Einheimischen, sondern auch aus Gästen aus Lauenburg, Hamburg oder Ahrensburg zusammensetzt.

"Unsere Kirche ist voll. Wir zünden Kerzen für die Verstorbenen und andere Unfallopfer an, außerdem werden Blumen ans Kreuz gelegt", sagt Penning. Diese Zeremonie symbolisiere auch die Verbindung zwischen Leben und der Gefahr. Schließlich wandeln motorisierte Zweiradfahrer auf einem schmalen Grat. Eines weiß Penning genau: "Wir haben keine Knautschzone. Deshalb wollen wir auch ins Bewusstsein rufen, dass wir den ohnehin schon schmalen Grat nicht noch schmaler machen müssen." Oder anders gesagt: Nicht schneller fahren, als der Schutzengel fliegt.

"Cruisen" durch den Kreis nach dem Gottesdienst

Es wird aber nicht nur gemahnt, denn Motorradfahren bedeutet eben auch Lebensfreude. So bestimmen auch beschwingte Töne die Predigt, die um 10 Uhr in St. Salvatoris beginnt. Penning hat die "Joyful Voices", den hauseigenen Gospel-Chor, eingeladen.

Nach dem Gottesdienst röhren die Motoren. Traditionell startet dann die kleine Cruising-Tour durch das Lauenburgische. Im Anschluss folgt dann gegen 12 Uhr vor der St.-Petri-Kirche (Am Spakenberg) der gemütliche Teil bei Grillwurst und weiteren Leckereien. Neu bei der 13. Auflage: Der Nachklapp läuft unter dem Titel "Café International" - Treffpunkt für Flüchtlinge, ehrenamtliche Helfer und alle, die gern mit anderen in Kontakt treten.