Von Kai Gerullis

Geesthacht.
Eigentlich sollten die Räume der ehemaligen Volkshochschule am Neuen Krug stillgelegt und dauerhaft ungenutzt bleiben - zu hoch ist der Investitionsbedarf, zu groß die Mängel beim Brandschutz. Doch kurzfristig ist die Geesthachter Flüchtlingshilfe mit ihrem Möbel- und Kleidungslager ins Untergeschoss gezogen (wir berichteten). Wie aber gestern bekannt wurde, soll nun auch die Lebensmittelausgabe der Geesthachter "Ini" für ein halbes Jahr in das Gebäude einziehen. Die Politik reagiert verwundert.

"Wir haben kurzfristig erfahren, dass wir unsere Lebensmittelausgabe an der Lauenburger Straße sechs Monate nicht nutzen können, weil das angrenzende Gebäude aufgestockt wird. Für uns ist das ein großes Problem, denn die Lebensmittelausgabe wird von rund 100 Menschen pro Woche genutzt", sagt "Ini"-Geschäftsführerin Annemarie Argubi-Sievers. Sie wandte sich an die Stadt - und erhielt prompt die Zusage, sich mit der Flüchtlingshilfe die ehemaligen VHS-Räume teilen zu können. Eine Zustimmung der Politik, die eigentlich die Stilllegung des Gebäudes beschlossen hatte, holte die Stadt sich vorher nicht ein. "Da es sich nur um vorübergehende Nutzungen handelt, ist das nicht nötig", so Stadt-Sprecher Torben Heuer.

Ratsherr Sven Minge (CDU) sieht das anders - und hat Fragen, die dringend geklärt werden müssten. "Brandschutz ist Brandschutz, egal ob das Obergeschoss nur als Lager genutzt wird. Der Kreis hat uns hier deutliche Auflagen erteilt, das muss geklärt werden", sagt Minge. "Der fehlende Brandschutz war auch die Begründung der Ersten Stadträtin, als sie eine Nutzung als Familienzentrum kategorisch abgelehnt hat. Da kann doch nicht plötzlich alles anders sein." Der CDU-Politiker unterstützt die Lebensmittelausgabe und die Flüchtlingshilfe grundsätzlich - er sieht jedoch die Gefahr, dass hier durch die Hintertür eine dauerhafte Nutzung entsteht. "Außerdem frage ich mich, wer die entstehenden Kosten übernimmt." Offen ist auch die Reinigung - laut Heuer werde lediglich einmal wöchentlich die Toilette geputzt. Bei einem Publikumsverkehr mit mehr als 100 Menschen wöchentlich sei das aber kaum ausreichend. "Das dürfen wir nicht noch den Ehrenamtlichen aufdrücken. Aber solche Fragen hätte man vorher klären müssen", sagt Minge. "Ich erwarte deshalb, dass wir das Thema VHS-Gebäude noch einmal ausführlich im Sozialausschuss diskutieren."

Die SPD unterstützt beide Nutzungen grundsätzlich. "Wenn die Lösung für die Ehrenamtlichen tragbar ist, finde ich sie gut", sagt die Fraktionsvorsitzende Kathrin Wagner-Bockey, die erst gestern von den Plänen für die Essensausgabe erfuhr. "Für mich wird die Nutzung erst ein Problem, wenn wir plötzlich vor der Frage stehen sollten, doch das Obergeschoss zu sanieren."

Die Stadtverwaltung hält die kurzfristige Lösung für "herausragende soziale Projekte" dagegen für gerechtfertigt, wie Heuer betont. Zudem sei über die Nutzung im Ausschuss informiert worden - das ist aber offenbar nicht bei allen Parteien angekommen.