Von Timo Jann

Hamwarde.
Wenn sich Schützen landauf landab jetzt zu ihren Schützenfesten, Pokalschießen oder anderen Veranstaltungen treffen, erzeugen sie unbewusst lebensrettenden Abfall: Die Munitionsträger, in denen die Patronen stecken, sind aus Polyethylen (HDPE). Für diesen hochwertigen Kunststoff bezahlen Recyclingunternehmen viel Geld. Auf Initiative von Sylvia Dieckhoff aus Schwarzenbek, die nicht nur Landesvorsitzende des DHB Netzwerks Haushalt, sondern auch aktives Mitglied im Hamwarder Schützenverein ist, werden dort diese Patronenhalter jetzt gesammelt. "Es wäre großartig, wenn sich möglichst viele Schützen dieser Sammlung anschließen", sagt sie. Denn: In Zusammenarbeit mit dem Rotary-Club und der Abfallwirtschafts-Gesellschaft (AWSH) werden die Munitionsträger zu Geld gemacht und damit Polio-Schutzimpfungen gegen Kinderlähmung finanziert.

Je mehr Schützen mitmachen, umso größer der Erfolg

Sylvia Dieckhoff hatte über den DHB bereits 660 Kilogramm, das sind etwa fünf Kubikmeter, HDPE-Flaschenverschlüsse gesammelt. Auf dem Grambeker Recyclinghof lagern bereits 30 Kubikmeter dieser jeweils nur zwei Gramm schweren Flaschenverschlüsse. Das entspricht etwa 2,5 Millionen Stück. 500 Stück reichen, um eine Impfung bezahlen zu können, rechnet Dennis Kissel von der AWSH vor. "Wenn wir auch diese Munitionsträger sammeln, die wir natürlich absolut sortenrein beim Recycling abliefern können, bringt uns das eine weitere gute Einnahmequelle." Ein solcher Träger wiegt etwa so viel wie vier Flaschenverschlüsse. "Ohne unsere Aktion landet dieser wertvolle Abfall im Hausmüll", sagt Sylvia Dieckhoff.

2013 hatte der Rotary-Club bei einem internationalen Treffen in Lissabon die Idee, "Deckel drauf auf Polio" ins Leben gerufen. Polio ist eine hoch ansteckende Krankheit, die es weltweit aktuell nur noch in Nigeria, Afghanistan und Pakistan gibt. Allerdings wird in Deutschland eine Zurückhaltung bei Impfungen registriert, sodass auch hier eine neuerliche Ausbreitung drohen könnte, warnen Experten. Kissel: "Polio ist unheilbar, aber mit der Impfung hat man lebenslangen Schutz." Deshalb hoffen die Initiatoren auf eine breite Unterstützung. Schützen können ihre Munitionsträger ebenso wie alle anderen Sammler von Flaschenverschlüssen auf den AWSH-Recyclinghöfen oder an den ausgewiesenen Sammelstellen abgeben.

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"Wir sind als einer von zwei Vereinen im Landesverband für unser Umweltbewusstsein zertifiziert, da ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, hier mitzumachen", berichtet Winfried Schnohr, der Vorsitzende der Hamwarder Schützen. Weitere Informationen und Kontakt gibt es auf der Homepage der Aktion: