Ämterlotsen feiern ihren 5. Geburtstag

Probleme mit dem Jobcenter oder dem Sozialamt, Zweifel bei der Abrechnung von Betriebskosten, aber auch die Änderung der Familiensituation, etwa bei Scheidungen oder wenn Minderjährige Nachwuchs erwarten - viele Menschen haben Probleme mit Behörden, sind überfordert. "Überwiegend sind es Leute im Alter von 16 bis 80 Jahren", sagt Heike Treffan (66), "die an der Armutsgrenze leben." Manchmal kommen Analphabeten oder Suchtkranke. Ausländerinnen mit 16 Kindern, die kaum Deutsch sprechen, hat das Treffan-Team auch schon erlebt. Manche kommen gar nicht klar, andere müssen eben auch mal "angeschubst" werden. Und genau das machen Treffan und ihr Team der Ämterlotsen. Und zwar schon seit einem halben Jahrzehnt.

Es ist auf den Tag fast genau fünf Jahre her, da zog die kleine Mannschaft der Ämterlotsen um die ehemalige Bürgervorsteherin Heike Treffan in den Kellerraum des Vereins für Soziale Dienste. Das war am 10. April 2010. "Wir haben das Gefühl, dass wir helfen können. Und dies sehr konkret, wofür die Leute dankbar sind und teilweise mit uns in Kontakt bleiben", so Treffan. Die "Starteuphorie" aus jenen April-Tagen vor fünf Jahren, sie sei erhalten geblieben.

Ehrenamtliche Hilfe wird verstärkt nachgefragt

Für all das waren allerdings auch jahrelange Vorarbeiten notwendig. Der Ursprungsgedanke wurde bei einem guten Essen und einem Gläschen Wein geboren. Im Sommer 2008 saß die heute 66-Jährige mit dem Ehepaar Gabriele und Detlef Boje zusammen (sie in Diensten des Kreisgesundheitsamts, er vom Pflegeheim Rauhes Haus) und sprach über dies und jenes - bis Treffan erwähnte, dass sie eine Fernsehsendung über Behördenlotsen in Berlin gesehen habe. Die ersten Helfer dieser Art gab es übrigens 2002 in Hamburg. "Man müsste so etwas hier in Geesthacht haben", meinte Gabi Boje zu ihrer Freundin, um dann hinterherzuschieben: "Wäre das nichts für dich?"

Die Idee wurde bei einem Glas Wein geboren

Kurze Zeit später absolvierte Treffan eine fünftägige Ausbildung zur Koordinatorin bei der Diakonie in Rendsburg. Schwerpunkte: Rechtliche und psychologische Beratung plus die Fähigkeit zum Zuhören. Zwei Jahre später, nachdem Konzept, Räumlichkeiten, Möblierung, Organisation und die fünfköpfige Mannschaft standen, ging's dann endlich im renovierten Kellerraum los. Einschließlich Treffan hat sich der Beraterstab nun auf neun Personen (sechs Frauen, drei Männer) ausgeweitet. Immer montags zwischen 10 und 12 Uhr ist der Raum mit zwei Lotsen besetzt. Einmal im Monat kommen Geesthachts Ämterlotsen zur Teambesprechung zusammen, um sich über Fälle auszutauschen.

Die ehrenamtliche Hilfe wird nachgefragt: Verzeichneten die Lotsen im Auftaktjahr 156 Kontakte (sowohl Telefon als auch persönliche Beratung), nähert sich dieser Wert nun der 200er-Marke. Es sind mehr geworden, denn bei Ämtern und Behörden genießen die Lotsen mittlerweile Akzeptanz, und sie schicken teilweise auch "Klienten" zu ihnen. Eines eint die Ämterlotsen, sagt Treffan: "Wir wollen Richtungen weisen, helfen beim Ausfüllen der Anträge, begleiten auch bei Behördengängen. Dabei übernehmen wir aber nie das Zepter." Eine Rechtsberatung dürfen die Ehrenamtlichen nicht geben, auch Widersprüche dürfen sie nicht einlegen.

Jetzt freuen sich die Geesthachter Ämterlotsen auf den fünften Geburtstag. Er wird am Freitag, 17. April, von 11 bis 13 Uhr im Haus des Evangelischen Vereins für Soziale Dienste (Rudolf-Messerschmidt-Straße 8) gefeiert.