Teppichfabrik nervt Anwohner

24 Stunden am Tag. Sieben Tage die Woche. "Es ist besonders krass abends ab 20, 21 Uhr oder an Wochenenden. Wenn das öffentliche Leben zur Ruhe kommt, wird das Geräusch richtig laut", sagt Marcus Behnke. Er und weitere Nachbarn aus dem Wohngebiet östlich der Hans-Meyer-Siedlung werden Tag und Nacht von einem Brummen malträtiert.

Der Geesthachter wohnt am Rosenweg. Bemerkt hat er die Störung vor anderthalb Jahren - durch eine kuriose Begebenheit. Behnke schläft gern bei offenem Fenster. Als es aber kälter wurde, schloss er über Nacht das Fenster, und sperrte neben sinkenden Temperaturen auch die Umgebungsgeräusche aus. Damals registrierte er das sonore Brummen zum ersten Mal. Seitdem hört er es immer zu Hause, kann nachts kaum schlafen, klagt über Kopfschmerzen. Zunächst konnte Behnke das Geräusch nicht lokalisieren: "Zuerst dachte ich, es wäre die eigene Heizung." Ein Irrtum.

Der 46-Jährige recherchierte selbst, ging spazieren, fuhr mit dem Rad durch die Gegend - bis er den Ursprung des Tons am Gelände der Teppichfabrik nur 400 Meter vom eigenen Haus entfernt ausmachte. Tatsächlich: Werksleiterin Annette Weber bestätigt, dass dieser Ton aus einer Kesselanlage herrührt, die zur Dampferzeugung verwendet wird und kontinuierlich läuft. Unangenehm für Menschen im benachbarten Wohngebiet: "Es ist wie ein Eindringen ins eigene Haus", sagt Behnke.

Die Stadt kann nicht helfen. Sie kann nur bei Lärm verursacht von Bürgern, etwa bei zu lauter Musik, eingreifen. Für Gewerbelärm ist eine übergeordnete Behörde verantwortlich. Behnke telefonierte zunächst mit den Nordpfeil-Verantwortlichen, rief aber auch bei der zuständigen Stelle in Flintbek, dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume (LLUR) an. Dort erhielt er die Auskunft, es sei "alles geprüft" worden.

Dies entspreche den Tatsachen, sagt LLUR-Sprecher Martin Schmidt. Behnkes Beschwerde an das Amt kam kurz vor Weihnachten 2014, doch er war nicht der erste: Bereits im September hatte ein weiterer Anwohner, der in der Zehlendorfer Straße lebt, eine Beschwerde verfasst.

Im November führte dann ein LLUR-Mitarbeiter spätabends um 23.30 Uhr vor Ort Messungen durch. Das Ergebnis fasst Schmidt so zusammen: "Wir haben auch die Tieftonhaltigkeit nachgeprüft. Dort gab es einen kleinen Messton, dieser lag aber mit 30 Dezibel letztlich unter dem Grenzwert." Denn erlaubt sind nachts ab 22 Uhr in allgemeinen Wohngebieten 40 Dezibel. "Insofern", sagt Schmidt, "haben wir keine Anhaltspunkte, dass von der Fabrik etwas ausgeht, was gegen Auflagen verstößt."

Der Störton bleibt also. Werksleiterin Weber verspricht zwar, "dass wir die Anlage im Sommer an den Wochenenden abschalten". Zeigen sich die Nachbarn mit diesem Entgegenkommen nicht zufrieden, blieben nur erneute Beschwerden. Das LLUR schließt nicht aus, dann zu neuen Schallmessungen anzureisen.