Unfallstatistik: Komplexe Verkehrssituationen überfordern - Polizei: “Mit Erfahrung nicht auszugleichen“

Im Kreis Herzogtum Lauenburg gab es im vergangenen Jahr 4644 Unfälle. An 246 davon waren Senioren (ab 65 Jahren) beteiligt. 66 Prozent dieser Unfälle verursachten die Senioren selbst. Das geht aus einer Sondererhebung zur Unfallstatistik der Polizeidirektion hervor.

"Ältere Menschen am Steuer sind vor allem mit komplexeren Verkehrssituationen schnell überfordert. Das können sie mit ihrer Erfahrung nicht mehr ausgleichen", erklärt Holger Meincke, der stellvertretende Direktionsleiter. Bei den Unfällen wurden 177 Menschen verletzt, 123 davon bei den von Senioren ausgelösten Unfällen. Zwei Menschen starben.

Die Polizei hat die Sondererhebung eingeführt, um sich einen Überblick über die Aktivitäten der Senioren im Straßenverkehr zu verschaffen. Ziel ist es, aus den gewonnenen Erkenntnissen mögliche Präventivmaßnahmen abzuleiten. Meincke: "Die Statistik zeigt, dass nicht der 65-Jährige unser Problem ist. Wirklich kritisch wird es bei den Menschen, die älter als 75 Jahre sind." Auf diese Altersgruppe entfällt mehr als ein Drittel aller Senioren-Unfälle. In der Altersgruppe 65 bis 69 sind es 13 Prozent, bei den 70- bis 74-Jährigen sind es 18 Prozent.

"Unserer Erfahrung nach legen sich Senioren zunehmend Vermeidungsstrategien zu, um möglichst fehlerfrei am Verkehr teilnehmen zu können", berichtet Meincke. So würden die älteren Menschen lieber auf der grünen Wiese statt in der Innenstadt einkaufen, außerdem würden sie Zeiten des Berufsverkehrs meiden und eher tagsüber fahren.

Aufs Bahngleis eingebogen

Doch nicht immer geht das gut. Wie schnell der Überblick am Steuer manchmal verloren geht, zeigte eine 81 Jahre alte Autofahrerin mit ihrem VW Golf im November an der Elbuferstraße. Sie kam von einer Feier der Arbeiterwohlfahrt im Infozentrum des Kernkraftwerkes und wollte Richtung Geesthacht abbiegen. Statt auf die Elbuferstraße fuhr sie auf das Bahngleis und blieb dort nach etwa 20 Metern stecken. Beim Versuch, vom Gleis zu rangieren, riss bei dem Golf die Ölwanne auf.

Nach Einschätzung der Polizei gilt das eigene Auto als ein Stück Lebensqualität. Und wer im Lauenburgischen wohnt, so Meincke, möchte natürlich auch die schöne Gegend erkunden und erleben. "Das Thema Geschwindigkeit ist bei den älteren Herrschaften keine Unfallursache", sagt Meincke. "Manche Senioren fahren nur so schnell, wie sie es sich zutrauen, das sind dann oft leider auch nur 65 Stundenkilometer, wo 100 erlaubt sind."

Über medizinische Tests, die Aufschluss über die Eignung zum Führen eines Autos geben, wird seit Jahren ergebnislos debattiert.