Fingerspitzengefühl: Marco Thormählen drechselt individuelle Schreibgeräte

Mit einem leisen Summen dreht sich die Drechselmaschine. Die Sonne scheint durch das Fenster auf das eingespannte Holzscheit und lässt es rot leuchten. Späne fliegen durch die Luft, als Marco Thormählen konzentriert und beinahe zärtlich das Drechseleisen ansetzt. Es duftet nach Oregano. "Das ist das Holz", sagt Marco Thormählen. "Thuja riecht so."

Thuja - auch bekannt als Lebensbaum - ist nur eine von vielen Holzarten, die der 36-Jährige in seiner kleinen Werkstatt verarbeitet. Auch Buche, Ringelahorn, die Maserknolle Amboina und die afrikanische Tagua-Nuss warten in einem Regal unter der Werkbank auf ihren Einsatz. Denn in geduldiger Maßarbeit formt, schleift und poliert Thormählen das Rohmaterial, bis es das perfekte Gehäuse für einen Kugelschreiber abgibt. Denn der Geesthachter stellt Kugelschreiber und Füller selbst her.

"Ich liebe es, mit Holz zu arbeiten, es fühlt sich gut an und riecht toll", schwärmt Thormählen, der eigentlich mal als Klempner gearbeitet hat. Die handwerkliche Arbeit gefiel ihm, doch er wollte lieber mit Holz arbeiten. "Ich habe immer gern Klavier gespielt. Eines Tages kam ein Klavierstimmer zu uns nach Hause und erzählte mir von der Herstellung des Instruments." Das faszinierte Marco Thormählen, und er bewarb sich kurzerhand bei Steinway in Hamburg und machte eine Ausbildung zum Klavierbauer. "Die Klaviere werden noch in Hamburg gebaut, zu 95 Prozent in Handarbeit."

Doch der Wunsch blieb, aus Holz etwas Filigranes, Feines herzustellen, das man vom Design bis zum fertigen Produkt selbst in der Hand hat. "Ich wollte gern etwas mit Zeit, Ruhe und Liebe zum Detail herstellen." So hat der Bastler zunächst geübt, Teelichthalter und Dosen gedrechselt. Irgendwann stieß er auf einen Bausatz für Kugelschreiber. Heute stellt er sogar Füller mit goldener Spitze her. "Das schreibt sich ganz anders als Stahl."

Ein Kugelschreiber besteht aus jeweils zehn Einzelteilen. Thormählen braucht einen Tag, um ihn herzustellen. Zuerst sucht er die Hölzer aus, dann wird gesägt, gedrechselt und die Kanten geglättet. Löcher für die Mechanikteile müssen gebohrt und diese eingeklebt werden - alles Millimeterarbeit. "Holz ist manchmal launisch." Nicht selten bricht ein Stück, und Thormählen muss wieder von vorn anfangen. Aber wenn er am Ende das glatt geschliffene, gewachste und polierte Schreibgerät in der Hand hält, hat sich für ihn der ganze Aufwand gelohnt. "Wenn ich an einem Schreiber arbeite bin ich ganz bei mir."

Etwa 100 Kugelschreiber und Füller hat der Geesthachter bereits gedrechselt, viele der handgemachten Unikate hat er an Verwandte verschenkt. Aber jetzt möchte er anfangen, seine individuellen Werke zu vertreiben. Wer Interesse an einem Kugelschreiber hat oder einen Füller in Auftrag geben möchte, kann über die Facebook-Seite "Eben aus Holz" oder per E-Mail ebenausholz@gmx.de Kontakt mit Marco Thormählen aufnehmen.