Medienbox: Kampagne gegen Analphabetismus startet

Straßenschilder oder Etiketten auf Verpackungen im Supermarkt sind für Sabine D. kein Problem. Doch ein ganzer Brief wird schwierig - die 25-Jährige ist eine sogenannte funktionale Analphabetin. Sie kann einzelne Wörter lesen, aber die Zusammenhänge eines ganzen Satzes erschließen sich ihr nicht. Damit ist sie nicht allein: Ungefähr jeder zehnte Erwachsene in Deutschland hat nicht richtig Lesen und Schreiben gelernt, in Schleswig-Holstein sind es rund 250 000.

"Dabei ist es nie zu spät, Lesen und Schreiben zu lernen", sagt Gesa Häsler, Leiterin der Volkshochschule. Um Menschen mit einer Schreib- und Leseschwäche zu helfen, haben der Landesverband der Volkshochschulen und die Büchereizentrale Schleswig-Holstein mit Unterstützung der Sparkassen die Kampagne "Lesen macht Leben leichter" gestartet. 30 Büchereien im Land werden mit einer Medienbox ausgestattet.

Auch die Stadtbücherei bekommt eine. Der Inhalt: Adaptionen bekannter Romane, Kochbücher und Lehrmaterialien in leicht verständlicher Sprache - ohne Fremdwörter, keine Schachtelsätze und nur aktiver Satzbau. Diese Box kann von der VHS dann für Alphabetisierungskurse ausgeliehen werden.

"Die Alphabox soll für Analphabeten einen Anreiz schaffen, auch in ihrer Freizeit weiter zu lesen", sagt Verena Timpe von der Stadtbücherei. Alle Titel, die es in die Box geschafft haben, können auch ganz normal aus dem Sortiment der Stadtbücherei ausgeliehen werden.

Bleibt nur noch das Problem, wie Analphabeten von diesem Angebot erfahren sollen: "Wir hoffen, dass lesende Angehörige durch diesen Zeitungsartikel auf das Angebot und die Kampagne aufmerksam werden und dann Freunde und Bekannte mit Leseschwäche darüber informieren", so Häsler.

Mehr Infos über die Kampagne auf der Homepage: www.lesen-macht-leben-leichter.de