Prozess: Geesthachter Firmenchef (31) steht wegen Drogenhandels vor Gericht

Drei Kilogramm Marihuana wechselten für 4500 Euro den Besitzer, das Gramm zu 1,50 Euro. Das Geschäft ging in München über die Bühne, es soll aber in Geesthacht eingefädelt worden sein. Wegen Rauschgifthandels wird seit gestern vor dem Landgericht Lübeck gegen den 31-jährigen Mehmet G. (Namen geändert) aus Geesthacht verhandelt, er soll die Drogen von Hamburger Dealern besorgt und nach München weiterverkauft haben. Ebenfalls angeklagt ist der 21-jährige Adnan B. Die Staatsanwältin wirft ihm Beihilfe vor. Über sein Konto soll die Bezahlung des Marihuanas gelaufen sein. Er beteuerte gestern allerdings, nicht gewusst zu haben, dass es sich um Drogengeld handelt.

Auch der Hauptangeklagte zeigte sich wenig einsichtig. "Ich bin völlig blöde in die Geschichte hineingeschlittert", verteidigte sich Mehmet G. nach der Verlesung der Anklageschrift. Bei einem Besuch in München habe sein Freund Ali H. ihn gefragt, ob er "Gras" aus Norddeutschland besorgen könne. Angeblich sollte der Stoff hier besser und billiger sein als im Süden. "Ich wollte mit der Sache nichts zu tun haben", so der Angeklagte. "Schließlich habe ich ihm eine Telefonnummer gegeben, über die er Marihuana beziehen konnte, das war es dann schon." Den Inhaber dieser Telefonnummer wollte er vor Gericht auf keinen Fall nennen, "es macht sich nicht gut in der Szene, wenn man zu viel erzählt, das kann böse Folgen haben". Er habe auch keinen Cent an der Sache verdient, "ich habe eine gut gehende Firma und muss mich nicht auf krumme Dinger einlassen", beteuerte er.

Die Sache sei erst heiß geworden, nachdem Freund Ali in München von einem Hamburger Dealer drei Kilogramm gekauft und nicht bezahlt habe. "Plötzlich standen vier Typen in meiner Wohnung, ich sollte sofort das Geld heranschaffen. Erst dann habe ich gemerkt, worauf ich mich da eingelassen hatte." Nach einem Anruf in München überwies Ali H. schließlich das Geld auf das Konto des mitangeklagten Adnan B.

Drogen-Käufer Ali H. erzählte eine ganz andere Geschichte. Zurzeit verbüßt er eine Freiheitsstrafe wegen Drogenhandels, für die Zeugenaussage war er von München nach Lübeck gebracht worden. "Mehmet und ich haben das Geschäft in meiner Wohnung abgeschlossen", sagte er. "Zuerst hat Mehmet mir sogar 14 Kilo Gras angeboten, doch das war mir eine Nummer zu groß." Die Übergabe sei wie im Krimi vonstattengegangen: "Ich habe einem Mittelsmann meinen Autoschlüssel gegeben, der hat die Tüte mit dem Zeug dann in meinem Wagen deponiert."

Wer hat nun gelogen, der Angeklagte oder der Zeuge? Das Gericht will am nächsten Verhandlungstag dazu einen prominenten Zeugen hören: einen Richter, der am Münchner Prozess gegen Ali H. beteiligt war. Das Urteil wird für den 25. März erwartet.