Missbrauch: Sportbund empfiehlt Maßnahmen-Paket für Vereine

Die Festnahme des ehemaligen Jugendtrainers und aktiven Grünhofer-Fußballers Max H. (Name geändert) wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs (wir berichteten) sorgt in den sozialen Netzwerken für reichlich Diskussionsstoff. Bis gestern Nachmittag zählte die Diskussion in der Facebook-Gruppe "Geesthachter" mehr als 100 Einträge. Neben der Fassungslosigkeit über die Tat und den Täter drehte sich die Diskussion aber auch zunehmend um die Frage, wie Vereine potenzielle Täter rechtzeitig erkennen können - und wie Missbrauch im Sportverein wirksam verhindert werden kann.

Die Sportjugend im Landessportbund hat dazu unter der Überschrift "Aktiv im Kinderschutz" ein Paket an Maßnahmen erarbeitet. "Seit 2012 dürfen Vereine für ihre ehrenamtlichen Übungsleiter auch ein Führungszeugnis verlangen", sagt Sportjugend-Geschäftsführer Carsten Bauer. Das sei allerdings nicht in allen Vereinen bekannt. "Doch Kinderschutz in Vereinen ist weit mehr als ein Führungszeugnis zu kontrollieren." Die Sportjugend empfiehlt ihren angeschlossenen 2700 Vereinen deshalb ein abgestuftes System. "Wichtig ist, dass der Verein einen Ansprechpartner für Kinderschutzfragen benennt und auch bekannt macht", sagt Bauer. Dieser sollte den Kinderschutz fortwährend thematisieren. "Das Problem beginnt ja nicht beim Umgang mit verurteilten Tätern. Es geht schon los mit sexualisierten Sprüchen, falschem Anfassen von Kinder oder unüblicher Hilfestellung", sagt Bauer. Dafür müsse ein Bewusstsein geschaffen werden.

Auch mit neuen und vorhandenen Übungsleitern solle das Thema Missbrauch und der Kinderschutz immer wieder angesprochen werden, plädiert die Sportjugend. "Alle Übungsleiter müssen bei uns einen Ehrenkodex unterschreiben. Allein das führt zur Auseinandersetzung mit dem Thema", sagt Bauer. Der Verband bietet den Vereinen die Schulung durch spezielle Kinderschutz-Beauftragte an. "Das ist der Anfang. Derzeit durchlaufen mehr als 100 Ehrenamtliche bei uns Jahr für Jahr die Schulungen."

Ob das Programm die drei Missbrauchsfälle, die die Staatsanwaltschaft Max H. vorwirft, verhindert hätte, ist jedoch fraglich: Der bereits 2010 wegen Kindesmissbrauchs zu einer Bewährungsstrafe verurteilte Täter war zwar um die Jahrtausendwende einige Zeit als Jugendtrainer beim VfL Grünhof-Tesperhude aktiv - in den vergangenen Jahren hatte er aber nur noch selbst aktiv im Verein gespielt und keine Kinder mehr trainiert. An den beiden Kindern verging sich Max H. laut der Vorwürfe offenbar in seinem näheren Umfeld.