Seniorenzentrum: Unterschriften für den Erhalt in städtischer Hand - Anmeldezahlen stagnieren

Es war ein ganzer Stapel DIN-A4-Seiten: Gestern überreichten die Vorsitzenden des Seniorenbeirats, Gerhard Michaelis und Hanneliese Gregel, eine Unterschriftenliste an Bürgermeister Volker Manow (parteilos) und Bürgervorsteher Samuel Bauer (SPD). Ihre Forderung: Das Seniorenzentrum Am Katzberg soll weiter in städtischer Hand bleiben.

"Insgesamt haben in nur zwei Wochen 1236 Personen unterschrieben", so Michaelis. Nach Meinung des Seniorenbeirats würde die Stadt durch den Verkauf keinen Gewinn erwirtschaften, sondern in den nächsten Jahren Ausgleichszahlungen in Millionenhöhe an den Investor leisten. "Wobei er auch noch das Grundstück fast geschenkt bekommt", so Michaelis.

Der Streit um den Verkauf des Seniorenzentrums sorgt schon lange für einen politischen Zwist: SPD, FDP und die Linke halten das laufende Bieterverfahren für gescheitert, CDU und Grüne wollen mit dem einzig verbliebenen Investor weiterverhandeln. In der Ratsversammlung herrscht mittlerweile eine Pattsituation: Weil ein Politiker bei der Entscheidung über die Fortsetzung des Transaktionsverfahrens krank war, läuft die Investorensuche unter der Federführung der Personalberater von PricewaterhouseCoopers (PWC) weiter.

"Sollte es bis Ende 2015 zu keinem Ergebnis kommen, so ist es naheliegend, das Transaktionsverfahren abzubrechen", sagt Manow. Schließlich würden die Berater auch Geld kosten. Was die Unterschriften angeht: "Wir leiten diese an die Vorsitzenden der Fraktionen weiter", sagt Manow. Einen direkten Einfluss haben die Unterschriften nicht.

Währenddessen stößt die politische Diskussion um das Seniorenzentrum bei den Bewohnern immer mehr auf Unverständnis: "Hat die Stadt nicht eine Fürsorgepflicht?", fragt sich Renate Lutz. Die 74-Jährige wohnt seit einem Jahr in dem Altenheim. "Immer wieder heißt es, das ganze Haus sei marode - das stimmt nicht. Die Bewohner fühlen sich hier wohl", sagt Hannelore Flügel (65) vom Bewohnerbeirat. "Man könnte ja auch nach und nach die Zimmer umbauen", schlägt Wolfgang Tile (85) vor. Alle Bewohner seien wegen der ungewissen Zukunft sehr beunruhigt.

Doch nicht nur alteingesessenen Bewohnern geht es so: "Die Anmeldezahlen stagnieren", sagt Heimleiterin Ute Riedel, die Belegungszahlen sinken: "Mittlerweile haben wir eine Auslastung von 72 Prozent." Viele Menschen seien durch die Diskussion verunsichert, würden sich anderweitig umsehen. Vor Eröffnung des Transaktionsverfahrens habe die Auslastung der 117 Plätze noch bei rund 93 Prozent gelegen.

Allerdings erwirtschaftete das Katzbergheim schon damals keinen Gewinn. Doch wegen der rückläufigen Anmeldezahlen wird das zu erwartende Defizit 2015 wohl deutlich größer ausfallen als bisher angenommen: rund 1,2 Millionen Euro statt 700 000 Euro. "So kann man auch Tatsachen schaffen, indem man wartet, bis der Schuldenberg zu groß ist, um es selber in den Griff zu kriegen", kritisiert Flügel den langwierigen Diskurs der Politiker.