Konfirmation: Im Jahre 2015 hat sich ein Drittel weniger Jugendliche für den Unterricht angemeldet

"Machen wir uns nichts vor: Für viele geht es nur ums Geld." Antje Laudin schätzt die Gründe absolut realistisch ein, warum sich Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren heutzutage konfirmieren lassen. Doch die Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde lässt nicht nur materielle Gründe gelten: "Es geht auch immer noch darum, was Glaube bedeutet. Und die Konfirmation gehört für viele dazu, weil das Ritual der Segnung für die meisten der Schritt zum Erwachsenwerden bedeutet."

Ob Jugendliche tatsächlich so denken? Die Nordkirche, in deren Wirkungsbereich 13 Kirchenkreise (darunter auch Lübeck-Lauenburg) fallen, verzeichnet einen spürbaren Rückgang der Konfirmationen. Die Statistik wies im Jahre 2000 zunächst 24 887 Konfirmanden aus, fünf Jahre später wurde ein Höchststand von 26 496 erreicht - mittlerweile fiel dieser Wert im Jahre 2012 deutlich auf 22 403. Auch in Geesthacht sieht's rückläufig aus: In den Jahren 2011 bis 2014 schwankte die Zahl jeweils zwischen 80 und 90, für 2015 hatten sich nur noch 61 Jugendliche angemeldet.

Für Laudin trotzdem immer noch Beweis genug, dass die Konfirmation zum Erwachsenwerden dazugehört. Keine Rede also von "religiöser Verwahrlosung" der Elternhäuser, die Konfirmationskritiker gern bemängeln. Für Pastorin Laudin zu hart, aber: "Bei einigen Konfirmationsschülern fehlt es an Vorbildung, weil die Themen Gott und Glaube zu Hause einfach nicht mehr Gesprächsthema sind." Doch die Kirche wisse, dass es weiterhin religiöse Bedürfnisse gebe.

Die Gründe für den Rückgang der Konfirmandenzahlen sind weitaus subtiler, aber nicht unbedingt an der Zahl der Kirchenaustritte ablesbar (Nordkirche: 27 529 im Jahre 2000, 19 301 für 2012). Beispielsweise will sich so mancher Teenager bei den immer länger werdenden Schulzeiten nicht noch zusätzlichen Konfirmationsunterricht antun. Darauf wurde aber seitens der Kirche reagiert: In den zwei Unterrichtsjahren gibt es mittlerweile nur im ersten Jahr wöchentliche Treffs, im zweiten Jahr reicht ein Sonnabend im Monat. Dieser wird für verschiedene Exkursionen mit speziellem Themenbezug genutzt. "Das steigert den Erlebnischarakter", sagt Laudin.

Einen Schub erhielt auch die Jugendweihe, die weltliche Alternative zur Konfirmation. Führte diese Art des Erwachsenwerdens zunächst ein Nischendasein mit fünf bis zehn Teilnehmern, entscheiden sich seit Anfang der 1990er-Jahre konstant um die 20 junge Geesthachter für diesen Weg. Aktuell meldet Diplom-Pädagoge Jochen Rösler 16 Kursusteilnehmer für 2015. Wer sich für den vier Monate umfassenden Kursus entscheidet, habe ebenfalls profane Beweggründe wie Geld oder Geschenke, weiß Rösler, aber auch: "Der eine oder andere sagt mir auch, dass er mit der Kirche nichts am Hut hat."