Sanierung: Groß-Vermieter investiert - Steigen jetzt Mieten?

Mit sportlichen Vergleichen spart Geesthachts größter Anbieter von Wohnraum nicht: "Die Deutsche Annington investiert 2015 rund 1,2 Millionen Euro in die Modernisierung in Geesthacht. Es werden circa 110 Wohnungen mit einer Wohnfläche von 7000 Quadratmetern modernisiert, das entspricht etwa der Rasenfläche des HSV-Stadions", heißt es seitens der Gesellschaft, die in der Stadt rund 2000 Wohnungen anbietet.

Freuen über die energetische Aufrüstung dürfen sich etwa 300 Mieter an den Straßen Neuköllner Weg 2 bis 12 sowie Rothenburgsorter Weg 2 und 4 sowie 1 bis 7. Eine neue Wärmedämmung soll dafür sorgen, dass die Bewohner bis zu 30 Prozent beim Energieverbrauch einsparen können. Matthias Stock, Annington-Geschäftsführer und für die 2000 Wohnungen des Unternehmens in Geesthacht verantwortlich, sagt: "Wir senken die Heizkosten und erhöhen die Wohnqualität." Neben der Dämmung werden die Handwerker auch Balkone, Heizungen und Treppenhäuser generalüberholen. Der Anbieter betont, damit investive Maßnahmen "weit über dem Branchendurchschnitt" in seinem Wohnungsportfolio durchzuführen. Bei der Annington hieß dies für 2014: 29 Euro wurden pro Quadratmeter ausgegeben.

Die Ankündigung überrascht viele Mieter: In den vergangenen Jahren war die Annington in Geesthacht eher durch Investitionsstau, schwere Erreichbarkeit und defekte Technik in die Schlagzeilen geraten. Zuletzt mussten im Dezember Mieter dreier Häuser im Querweg wochenlang wegen eines Heizungsdefekts frieren. Dies wiederholte sich in den vergangenen Jahren auch in Wohnhäusern am Heuweg, am Langen Kamp oder am Silberberg. In anderen Annington-Häusern warteten Mieter in der Vergangenen lange auf Fahrstuhl-Reparaturen. In der überregionalen Berichterstattung deckte das Magazin "stern" mithilfe interner Dokumente im August 2014 auf, dass dem Unternehmen die eigene Reputation offenbar wichtiger ist, als das Wohlergehen der Mieter. Zudem ist die Annington gerade mit der Gagfah-Gruppe zum zweitgrößten Immobilien-Anbieter Europas aufgestiegen.

So sorgen sich erste Mieter, dass die versprochene Sanierung zu höheren Mieten führen könnte. Dazu sagt Geschäftsführer Stock: "Es ist unsere Verantwortung, dass Wohnen heute und morgen bezahlbar ist. Deshalb haben wir effiziente Prozesse etabliert, um kostengünstig zu modernisieren." Der Konzern kündigte an, nicht das gesetzliche Maximum von elf Prozent an Mieterhöhungen ausreizen zu wollen, was bei energetischen Maßnahmen möglich wäre. Allerdings: "Wie hoch der Mietaufschlag im Einzelfall sein wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen", so gestern eine Annington-Sprecherin gegenüber unserer Zeitung.