Mahnwache: 350 Menschen demonstrieren gegen Fremdenhass - Autonome drohen

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hat sich am Sonntagabend im Rahmen einer Mahnwache bei den Bürgern in Escheburg bedankt, die sich solidarisch mit Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern zeigten. Etwa 350 Menschen waren dem Aufruf gefolgt, ein Zeichen für Toleranz und gegen Fremdenhass zu setzen, nachdem am Montag ein Brandsatz in eine Flüchtlingsunterkunft geflogen war. "Ich bin stolz, ihr Ministerpräsident zu sein", sagte Albig.

In Sichtweite des Holzhauses, in das einen Tag nach dem Anschlag eigentlich sechs irakische Kriegsflüchtlinge einziehen sollten, machte Albig deutlich, dass für Brandstifter kein Platz sei. "Das ist nicht unser Land, das ist nicht Escheburg. Es gibt hier viel mehr Frauen und Männer, die Türen öffnen und helfen wollen, und nicht brandstiften", sagte er. 50 Polizisten waren im Einsatz, um mögliche Ausschreitungen und Übergriffe auf jene Anwohner zu verhindern, die gegen die Unterkunft Sturm laufen. "Wir dürfen diesen Hass niemals tolerieren", so Albig.

Obwohl die Staatsanwaltschaft eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro für Hinweise auf den Brandstifter ausgesetzt hat, laufen die Ermittlungen noch. "Ich hoffe, dass der Täter bald geschnappt wird und wir dann nicht nur Klarheit haben, wer das getan hat, sondern auch wieder Ruhe in unserer Gemeinde einkehrt. Hier hat Fremdenhass keinen Platz, wir sind offen und tolerant", sagte Bürgermeister Rainer Bork.

Bereits am Sonnabend versammelte sich ein Block aus Vermummten im Ort, um zu demonstrieren. Die wenigen Escheburger, die sich dazu gesellt hatten, verließen die von der Linken-Kreistagsfraktion und der "Antifaschistischen Aktion Herzogtum Lauenburg" initiierte Kundgebung angesichts des Hasses, der ihnen entgegenschlug. Als die Demonstranten durch das Dorf zogen, riefen sie Bürgern am Straßenrand "Ihr Drecks-Rassisten, wir kommen wieder" zu.

"Das müssen wir uns nicht gefallen lassen. Nur weil 15 Nachbarn mit der Unterkunft ein Problem haben, lassen wir uns doch nicht alle in die rechte Ecke stellen", sagte Maren Wohlfahrt aus Escheburg. Sie wandte sich von der Kundgebung am Sonnabend verärgert ab. "Wir sind hier wohl so ziemlich die einzigen Escheburger", sagten Kathrin und Nils Theil, die mit Tochter Melina und Nachbarin Anette Gascho gekommen waren. "Ich bin fassungslos, welchen Hass einige Mitbürger in sich tragen", meinte Kathrin Theil zu dem Anschlag.

Die Nachbarn des Holzhauses hielten nach der Tat an ihrer Ablehnung fest. "Mir wurden sämtliche Freundschaften gekündigt", sagte Anwohner Dirk Rehse. Er hatte beklagt, dass die Flüchtlinge gegen den Willen der Anwohner in dem Haus "installiert" werden sollten. Rehse: "Die Verwaltung hat den Fehler gemacht, dass sie die eigenen Leute nicht mitgenommen hat."