Mikroplastik: Schülerinnen der Alfred-Nobel-Schule sind den Kleinstpartikeln in Kosmetika auf der Spur

Rund 500 Tonnen Mikroplastik werden in Deutschland in Kosmetikprodukten, aber auch Lebensmitteln wie Bier oder Honig eingesetzt. Als Peeling für eine reinere Haut oder für weiße Zähne landen die mikroskopisch-kleinen Plastikgranulatkugeln dann im Abwasser. "In den Kläranlagen kann das Mikroplastik nicht herausgefiltert werden", sagt Nele Tornow (15). So würden die Partikel wieder Bestandteil des maritimen Nahrungskreislaufs: Kleinstlebewesen nähmen die winzigen Abfallpartikel auf, würden selber von Fischen gefressen, diese würden letztlich dann wieder auf unserem Teller landen.

"Das zweite Problem: Die Mikroplastikpartikel sind lipophil, das heißt, sie nehmen selbst Schadstoffe auf und geben diese auch wieder ab", sagt Lea Kasch (16). Zusammen mit ihrer Klassenkameradin Lisa-Marie Philipp (15) untersuchen die drei Schülerinnen der Klasse 10c der Alfred-Nobel-Schule (ANS) im Rahmen von "Jugend forscht" die Gefahren und die Verbreitung von Mikroplastik. Dafür kauften die drei jungen Forscherinnen einfach eine handelsübliche Zahnpasta und eine Peeling-Creme. Als Gegenprobe diente eine Sedimentprobe aus der Elbe. Danach wurden Silikonfasern in die Proben getaucht, diese dann drei Tage lang in völliger Dunkelheit maschinell durchgegeschüttelt.

"Es entsteht ein Fließgleichgewicht, Schadstoffe lagern sich nicht nur an die Fasern an, sondern dringen auch in diese ein", so Kasch. So entstehen zwei Gefahrenquellen: zum einen das Mikroplastik selbst, zum anderen durch die aufgenommen Schadstoffe wie PCB (Polychlorierte Biphenyle) oder PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe).

Im Chemiesaal der ANS stießen die drei Forscherinnen schon bald auf logistische Probleme. "Wir durften dann zum Glück für einige Tage ins Labor der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) in Bergedorf", sagt Nele Tornow. Dort kam unter anderem auch ein Massenspektrometer zum Messen der Moleküle zum Einsatz.

Die Idee für ihr Experiment kam den drei Schülerinnen letzten Sommer, nachdem sie den Dokumentarfilm "Plastic Planet" (2009) von dem Regisseur Werner Boote gesehen hatten: "Wir haben uns wegen einiger Fragen an unsere Biologielehrerin Anne Oberfeld gewandt", sagt Lisa-Marie Philipp. Diese schlug dann die Teilnahme an "Jugend forscht" vor.

Inzwischen ist auch die Bundespolitik auf das Thema aufmerksam geworden: Nach einer Warnung des Umweltbundesamt (UBA) im Januar stellten die Grünen am 28. Januar einen Antrag im Bundestag, künftig auf die Verwendung von Mikroplastik zu verzichten. Mehrere Unternehmen erklärten daraufhin, dass sie zukünftig auf die Mikropartikel verzichten würden.

"Zumindest der Hersteller unserer Belegzahnpasta hat reagiert", sagt Nele Tornow. Als die 15-Jährige eine neue Zahnpastatube für die Präsentation bei "Jugend forscht" kaufen wollte, wurde in großen Buchstaben auf der Verpackung darauf hingewiesen, dass nur noch Naturprodukte verwendet werden.

Wer mehr über das Experiment der Schülerinnen wissen will: Am Freitag, 13. Februar, können Interessierte im Geesthachter Innovations- und Technologiezentrum auf dem Gelände des Helmholtz-Zentrums die Experimente der 120 teilnehmenden jungen Forscher bestaunen.