Flüchtlingsunterkunft: Am Tag nach dem Anschlag reagieren Anwohner mit gemischten Gefühlen

In der Nachbarschaft des Hauses, auf das am Montag in Escheburg der Brandanschlag verübt wurde, war gestern kaum etwas von dem Entsetzen, das Bürgermeister Rainer Bork (EWG) und Amtsvorsteherin Martina Falkenberg (SPD) geäußert hatten, zu spüren. Vielmehr schwankte die Stimmung zwischen deutlichem Fremdenhass und Wut auf die schlechte Informationspolitik der Behörden - wie die Recherche unserer Zeitung ergab.

"Ich bin nicht entsetzt über das, was passiert ist. Ich bin aber enttäuscht, wie man mit uns umgeht. Ich finde durch das Vorhaben den Frieden hier gestört und bin froh, dass die Menschen hier zumindest vorerst nicht einziehen", sagte Dirk Rehse. Der Lkw-Fahrer aus Escheburg schaute sich gestern das Haus an, wollte wissen, wie es aussieht. Rehse: "Es stört mich, dass hier Asylbewerber in unserer Nähe installiert werden sollen. Die gehören hier nicht her. Wir mussten uns alles selbst teuer aufbauen und leiden auch unter steigenden Kosten. Und hier gibt man Hunderttausende aus und holt sich von den Bürgern nicht einmal ein Okay. Außerdem haben wir im Dorf keine richtige Polizeistation mehr, die schnelle Hilfe bietet, wenn etwas passiert."

"Ich habe nichts gegen Ausländer, ich bin selbst Aussiedlerin. Aber man hat uns ja vorher nicht einmal informiert", sagte eine 50-Jährige aus der kleinen Sackgasse. "Freitag soll angeblich der Bürgermeister unterwegs gewesen sein, um die Nachbarn zu informieren. Aber ich habe vier Stunden auf ihn gewartet, hier war er nicht", sagte sie. Noch am Montagmorgen hatten Escheburger ihrem Protest in der Amtsverwaltung Luft gemacht. "Die kamen wieder und waren sehr frustriert", berichtete Anwohner Oskar Friedenberger. Ebenfalls vormittags hatten Unbekannte eine Fensterscheibe im Erdgeschoss zerstört. Bis 12.30 Uhr war die Polizei deshalb vor Ort. Gegen 13.15 Uhr flog dann der Brandsatz. Die Feuerwehr konnte verhindern, dass das Haus zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde.

"Hier gibt es keine Betreuung, wie sollen wir mit den Menschen denn kommunizieren, wie sollen sie integriert werden, wenn man die hier einfach so reinsetzt. Das wäre hier doch ein total isoliertes Ghetto", sagte Friedenberger. "Und unser Bürgermeister verschanzt sich dahinter, dass er über das Vorhaben nicht reden konnte, ehe es in trockenen Tüchern war", ärgerte er sich. Auch der Familienvater, der gegenüber wohnt, lässt kein gutes Wort an dem Vorhaben von Amt und Gemeinde, die Hilfesuchenden in dem Holzhaus unterzubringen. "Wir haben einfach nur Angst, hier sind doch der Kindergarten und die Schule in der Nähe. Man sollte bei den Bewohnern vielleicht auch vom schlimmsten Fall ausgehen", sagte er. "Ich habe letzte Woche Mittwoch nur durch Zufall von Arbeitern, die hier Betten aufgebaut haben, erfahren, was geplant ist", sagte er.

Von den Menschen, mit denen unser Reporter am Montag in der Siedlung sprach, reagierte nur Wiebke Hauptfleisch geschockt auf das Geschehen. "Die Menschen, die bei uns Hilfe suchen, haben schlimme Dinge erlebt. Statt denen die Häuser anzuzünden, sollte man sie willkommen heißen. Ich hätte nie gedacht, dass Menschen aus Escheburg, und die dürften es wohl gewesen sein, zu so etwas fähig sind", sagte sie. "Die Menschen hier fürchten einfach um ihren Stand", meinte die junge Mutter.

Angeblich haben sich Anwohner bereits einen Anwalt genommen, um gegen die Unterkunft vorzugehen.