Amokdrohung: Schmierereien lösen Großeinsatz aus - Eltern besorgt - Erste Hinweise auf Urheber

Amokalarm an Geesthachts größter Schule: Gestern bewachten 15 teilweise mit Maschinenpistolen und Schutzschilden ausgerüstete Polizisten die Gebäude der Bertha-von-Suttner-Schule am Dösselbuschberg und am Schulweg in der Oberstadt. Unbekannte hatten am Wochenende auf dem Gelände Hinweise hinterlassen, die auf einen möglichen Amoklauf schließen ließen. Die Situation wurde von einem Krisenstab bewertet, den Eltern war es freigestellt, ihre Kinder in die Schule zu schicken oder sie zu Hause zu lassen. Knapp 1200 Mädchen und Jungen besuchen die Schule.

Am Sonntag hatte Hausmeister Olaf Wieck an Stahlbetonstützen, die das Dach zwischen der ehemaligen Realschule und der Sporthalle tragen, Schriftzüge entdeckt, die auf einen möglichen Amoklauf deuteten. Er informierte die Polizei und die Schule. "Was genau da stand, behalten wir für uns. Aber wir haben die Lage bewertet und dann unser Konzept für den Montag erarbeitet", berichtete Polizeichef Thomas Specht.

Statt der acht Gebäudezugänge, die es sonst auf dem weitläufigen Schulgelände gibt, waren gestern nur drei geöffnet. "So konnten wir morgens alle Schüler und Besucher in Augenschein nehmen", sagte Schulleiter René Imort. Die schwer bewaffneten Beamten waren an allen drei Eingängen postiert. "Ich war schon schockiert, als ich morgens von einer anderen Mutter von der angeblichen Drohung gehört hatte", sagte Rita Linow, die drei Kinder auf der Bertha-von-Suttner-Schule hat. Unter den Eltern machte der Zwischenfall schnell die Runde. "Wenn die Polizei, so wie hier, vor Ort ist, mache ich mir eigentlich keine Sorgen", sagte Katrin Kuleska, deren Tochter die Schule besucht. Auf dem Parkplatz der Schule standen sieben Streifenwagen der Polizei, auch die Kripo war in Zivilkleidung vor Ort und ermittelte. "Die Kollegen haben bereits einige Ermittlungsansätze", sagte Specht.

Schulrätin Katrin Thomas war aus Ratzeburg nach Geesthacht gekommen, um den Sachverhalt mit zu bewerten. "Es gab keine konkrete Bedrohung, sehr wohl aber Schmierereien, mit denen wir nicht leichtfertig umgehen wollten", sagte sie. "Wir haben den Sachverhalt ausgiebig analysiert und sind dann zu der Entscheidung gelangt, die Schule nicht zu schließen", sagte sie. Dennoch holten die meisten Eltern ihre Kinder wieder ab, andere, die blieben, wurden in verschlossenen Räumen betreut. "An einen normalen Unterricht ist natürlich nicht zu denken", sagte die Schulrätin. Das Thema Amokdrohung soll jetzt aber auch im Unterricht aufgearbeitet werden.

"Es ist wichtig, dass derjenige, der diese Schmierereien angebracht hat, auch weiß, was er ausgelöst hat", so Specht. Sollte er ermittelt werden, kann es für ihn teure Folgen haben. "Wir werden die Einsatzkosten in Rechnung stellen", sagte Specht.

Zuletzt hatte es im Januar in Glinde und Barsbüttel Amokalarm gegeben, drei Schulen wurden geschlossen, der Unterricht abgesagt. Unbekannte hatten per E-Mail einen Amoklauf angedroht. "Die Ermittlungen laufen noch, einen Tatverdächtigen haben wir noch nicht", sagte dazu gestern Sonja Kurz, die Sprecherin der Polizei.

"Es ist in der öffentlichen Wahrnehmung so, dass diese Dinge seit dem Amoklauf in Erfurt ernst genommen werden und die Menschen sensibel reagieren. Und das ist auch gut so", meint Imort. In Erfurt hatte ein Gymnasiast 2002 16 Menschen erschossen.