Betreuung: Fachkräftemangel setzt ASB unter Druck

Immer mehr Kinder brauchen Betreuung, ältere Menschen wollen länger in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Es gibt viel zu tun für Wohlfahrtsverbände wie den Arbeiter-Samariter-Bund. Allerdings nehmen auch die Probleme zu. Fachkräftemangel und Mindestlohn setzen den ASB schwer unter Druck. "Besonders groß sind die Probleme, qualifizierte Erzieher und Altenpfleger zu finden", berichtet ASB-Kreisgeschäftsführer Sven Minge (39).

Denn die Betreuung wurde auf Kinder unter drei Jahren ausgeweitet und in Hamburg sind Kita-Plätze sogar fünf Stunden am Tag kostenfrei. "Das führt zu einer enorm gestiegenen Nachfrage an Erziehern. Die Schulen kommen mit der Ausbildung kaum hinterher", so Minge. Gerade im Ballungsraum Hamburg sind die Probleme besonders groß. "Zum Teil zahlen Träger 2000 Euro Kopfgeld, wenn ein Erzieher zu ihnen wechselt. Auch wir müssen über Tarif bezahlen und bieten unseren Mitarbeitern eine kostenlose Qualifizierung und Fortbildung an. Sonst würden wir keine neuen Mitarbeiter bekommen", sagt der ASB-Kreisgeschäftsführer.

Allerdings legt der ASB - genau wie die meisten anderen Träger auch - Wert darauf, erfahrene Erzieherinnen zu bekommen. "Das ist für die Betreuung besser, als jemanden direkt von der Schulbank zu nehmen", so Minge. Der ASB betreibt aktuell vier Kitas im Kreisgebiet mit 330 Kindern. Dafür setzt der Wohlfahrtsverband 80 Mitarbeiter ein. Das nächste große Projekt in der Kinderbetreuung ist die in wenigen Wochen geplante Eröffnung einer Betriebskita bei der Schwarzenbeker Firma LMT Fette, deren Trägerschaft der ASB übernimmt.

Auch bei der Altenpflege gibt es Personalprobleme: "Die Menschen wollen möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben. Das geht mittlerweile bis zur Pflegestufe drei. Deshalb werden gerade in der mobilen Altenpflege händeringend Fachkräfte gesucht. Auch hier ist die Konkurrenz um das Personal groß", so der Geschäftsführer. Derzeit beschäftigt der ASB 30 Altenpfleger.

Allerdings bereitet nicht nur der Fachkräftemangel dem 39-Jährigen Sorgen. Auch der Mindestlohn verhindert einige Projekte. Im Gegensatz zu herkömmlichen Arbeitgebern, für die der von der Bundesregierung festgelegte Satz von 8,50 Euro pro Stunde maßgeblich ist, muss der ASB tiefer in die Tasche greifen. "Als Zuwendungsempfänger sind wir verpflichtet, den schleswig-holsteinischen Landesmindestlohn in Höhe von 9,18 Euro anzuwenden", so Minge. Deshalb wird sich der ASB aus der Behindertenbeförderung zurückziehen. Acht Mitarbeiter aus diesem Bereich müssen gehen. Die Beförderung übernehmen andere Firmen, aber auch Taxis. Ein Teil der gekündigten ASB-Mitarbeiter hat bereits in das Taxi-Gewerbe gewechselt. Verabschieden muss sich der ASB auch von Idee "Essen auf Rädern" im ländlichen Bereich anzubieten. Minge: "Wir beliefern die Ballungsräume Geesthacht, Schwarzenbek, Mölln und Ratzeburg. Die Dörfer anzufahren wird zu teuer".