Besitzer rechtfertigt tagelange Qualen eines Galloway-Kalbs

Eine Weide zwischen Escheburg und Kröppelshagen: Auf der matschigen Wiese steht eine Herde Galloway-Rinder. Zwischen den braunen, weißen und schwarzen Tieren liegt ein dunkler Haufen. Ein jämmerlich-schwaches Muhen ist zu hören.

"Das arme Tier, ich hatte zuerst gedacht, es ist tot", sagt Dagmar Kühler. Beim Spaziergang mit ihrem Hund ist der Escheburgerin das kranke Jungtier aufgefallen. So geht es auch Carmen Sauff. Nachdem das scheinbar tote Tier nach mehreren Tagen immer noch nicht weggeschafft ist, geht ihr Mann Ulrich Sauff gestern gegen 11 Uhr nachschauen: "Es kommt hier immer wieder vor, dass tote Tiere länger rumliegen." Doch er macht eine schreckliche Entdeckung: Der schon halb in den Schlamm eingesunkene vermeintliche Kadaver lebt noch. Er weiß sich nicht anders zu helfen, wählt den Notruf 110.

"Die haben das aufgenommen", so Sauff. Dann ist Warten angesagt. Nach einiger Zeit erhält er einen Anruf vom zuständigen Ordnungsamt beim Amt Hohe Elbgeest. Weiter passiert nichts.

"Das Tier ist seit drei Tagen krank, es hatte einen Darmverschluss", sagt Knut Sperber. Mittlerweile ist der Besitzer der Kuhherde auf der Weide eingetroffen. Der ehemalige Humanmediziner ist sich sicher: "Es kann sich erholen." Einen Tierarzt hat er auch nach mehrmaliger Aufforderung bisher nicht gerufen.

"Das stimmt so nicht, das arme Ding liegt dort mindestens seit vergangen Sonnabend", sagt Carmen Sauff. Sie erinnert sich noch gut daran, weil es an diesem Tag so geschneit hat und der Schnee auf dem regungslosen Tier liegen blieb. Dagmar Kühler bestätigt, dass sie das vermeintlich tote Tier bereits am vergangenen Montag vor der Futterraufe hat liegen sehen.

Für den Halter kein Problem. Er rechtfertigt den Zustand des Tieres mit "artgerechter Haltung ohne Medikamente oder Anabolika, wo auch der Tod vorkommt". Doch als ein Streifenwagen eintrifft, scheint ihm die Sache nicht mehr ganz geheuer. Während die Beamten die Personalien der Zeugen aufnehmen, schleift Sperber das kranke Tier mit seinem Geländewagen rund 400 Meter über die Koppel auf ein Nachbargrundstück.

"In Anwesenheit der Polizisten hat er dann einen Tierarzt verständigt", sagt Geesthachts Polizeichef Thomas Specht. Das kranke Kalb wurde dann von dem Veterinär gegen 15.30 Uhr eingeschläfert. Specht: "Auf den Halter kommt eine Anzeige wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen die Tierschutzgesetze zu."